Bauern demonstrieren aus zwei Richtungen
Der Deutsche Bauernverband rief zu einer Aktionswoche gegen die Streichung von Steuerprivilegien bei Kfz- und Kraftstoffnutzung auf. Viele Bauern bewegt aber mehr als das. Am 20. Januar demonstrieren Bauern noch weitreichender gegen die aktuelle Agrarpolitik. Sie fordern einen Abbau von umweltschädlichen Subventionen in der Landwirtschaft und mehr Unterstützung für ökologischen Landbau. Demonstrationen gegen die Agrarpolitik finden also aktuell aus zwei Richtungen statt. Auf die Frage: „Unterstützt du die Bauernproteste?“ bleibt also eigentlich zunächst nur die Gegenfrage: Welche?
Grundsätzlich ist es immer gut, wenn Menschen ihre Interessen selbstbewusst vertreten. Wir bleiben hier unserer langjährigen Haltung treu und unterstützen vor allem diejenigen, die sich nicht nur für die wirtschaftlichen Interessen der bäuerlichen Landwirtschaft, sondern auch für Umwelt- und Tierschutz einsetzen.
Eine andere Agrarpolitik ist notwendig
Wir bleiben kritisch in Bezug auf gentechnische Produktion von Saatgut und Lebensmitteln. Der Einsatz von Bioziden und Antibiotika muss abgebaut und durch umweltfreundlichere und gesundheitlich unbedenklichere (Ertrags-)Schutzmaßnahmen ersetzt werden.
Die aktuelle EU-Agrarpolitik läuft diesen Anliegen leider teilweise diametral entgegen. Die geplante Deregulierung der europäischen Gesetzgebung schränkt auch die Autonomie von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein. Bei einer Aufweichung der Kennzeichnungspflicht können wir nicht mehr frei entscheiden, ob wir Gentechnik auf dem Teller oder Acker haben.
In anderen Worten: wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen. Qualzucht und Stallhaltung darf sich nicht hinter einer idealsierten Bilderbuchwelt verstecken.
Auch der Rückgang an Artenvielfalt wird im Wesentlichen verursacht durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden. Die meisten Gentechnikpflanzen sind pestizidresistent. Ihre Nutzung steht deshalb mit der Chemisierung der Landwirtschaft in Verbindung. Die Auswirkungen dieser Anbaumethoden auf Menschen und Ökosysteme sind nur ansatzweise bekannt.
Umwelt-Dienstleistungen besser honorieren
Der Schutz der Artenvielfalt und im Übrigen auch der Schutz des Tierwohls verlangt nicht nur eine Abkehr von immer intensiveren Produktionsmethoden, sondern auch die angemessene Honorierung entsprechender Umwelt-Dienstleistungen der ökologisch strukturierten Betriebe. Der Abbau schädlicher Subventionen ist richtig, aber er muss begleitet sein von einer Förderung fairer und ökologischer Produktionsbedingungen und die entsprechenden Betriebe müssen auch gegen unfaire Konkurrenz geschützt werden von Importen, die nur aufgrund schlechterer Umwelt- und Sozialstandards billiger sind. Deshalb: Auf die Straße!