Seit zwei Jahren verpflichtet die EU-Taxonomieverordnung Finanzanlagen- und Versicherungsvermittler dazu, eine Nachhaltigkeitsabfrage durchzuführen. Diese Regulierung hat nicht gerade zu einem Nachfrageschub geführt. Das liegt allerdings nicht an der Abfrage von Kundenpräferenzen.
Interesse an Nachhaltigkeitsthemen nimmt ab
Als die Ratingagentur Assekurata im vergangenen Jahr das Ergebnis einer Umfrage unter 1.000 Verbrauchern veröffentlichte war die Ernüchterung groß. Trotz Intensivierung regulatorischer Bemühungen hatte das Interesse an nachhaltigen Produkten abgenommen. Hatten bei einer Vergleichsstudie in 2020 fast 70 Prozent der Befragten angegeben, Nachhaltigkeitthemen für wichtig oder eher wichtig zu halten, so waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 60 Prozent.
Noch irritierender sind die Ergebnisse einer aktuellen thematisch verwandten Studie in Kooperation mit der Universität St. Gallen. Demnach sahen rund 45 Prozent der Befragten nicht einmal einen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Versicherungen. Zwei Drittel der befragten Versicherungskunden sind nach eigenen Angaben sogar noch nie in Berührung mit nachhaltigen Versicherungsprodukten gekommen.
Zusammenhänge nicht erkannt
Einen Zusammenhang zwischen der Kapitalanlage von Versicherungen und Nachhaltigkeit konnten nur etwa 13 Prozent erkennen. Dagegen wurde am ehesten bei Wohngebäude- und Kfz-Versicherungen ein Zusammenhang mit Nachhaltigkeitswirkung vermutet.
Bei Privathaftpflicht- und Hausratversicherung hielten die Befragten eine nachhaltige Tarifoption deutlich häufiger für wünschenswert. 38 bzw. 37 Prozent gaben dies an.
Es scheint so zu sein, dass Kunden den großen Hebel, den Versicherer über ihre Investitionsentscheidungen bei Kapitalanlageprodukten haben, entweder nicht erkennen oder nicht verstehen.
Auf die Frage, welche Versicherungsgesellschaft am nachhaltigsten sei, wurden vor allem die größten Unternehmen genannt. Alles deutet darauf hin, dass einfach nur die bekanntesten Marken ins Bewusstsein dringen.
Mehr Finanzbildung nötig
Daraus lässt sich freilich nicht schließen, dass die Nachhaltigkeitsabfrage keinen Sinn macht. Eine breitere allgemeinen Finanzbildung ist aber notwendig, damit das Thema richtig verstanden und eingeordnet werden kann.
Es darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass nachhaltige Anlageprodukte in Folge der zunehmenden Eskalation militärischer Konflikte vielfach benachteiligt waren. Am ehesten wird das Interesse an nachhaltigen Produkten wohl steigen, wenn diese im Wettbewerb wieder erfolgreicher sind.