Heute ein Kommentar in eigener Sache – ein Rückblick auf zwanzig Jahre nachhaltige Finanzberatung: Im Juni 2004 begann für mich nach der Tätigkeit als Diplomingenieur für Landschaftsplanung und einer mehrjährigen Tätigkeit als Bildungsreferent im sozial-kulturellen Bereich das dritte berufliche Leben als Finanzberater. Es war – bei allen Unwägbarkeiten und Risiken, die dieses Arbeitsfeld mit sich bringt – eine Entscheidungen, die ich im Rückblick nicht bereue.
Der Versuch, über den Hebel von Investitionen eine ökologisch und sozial wünschenswerte wirtschaftliche Transformation zu erreichen stellt eine große Herausforderung dar. Mit Verordnungen und Dirigismus alleine ist sie nicht oder jedenfalls kaum schneller zu erreichen. Die Bereitschaft ständig dazu zu lernen und eigene Annahmen immer wieder kritisch zu hinterfragen ist dabei unerlässlich. Es braucht einen stabilen ethischen Kompass, der sich auch nicht vom Magnetismus medialer Narrative ablenken lässt.
Wir sich nicht der beruflichen Obhut eines großen Konzerns überlässt hat es im Hinblick auf wirtschaftlichen Erfolg und Sicherheit in der Regel deutlich schwerer. Der Gewinn liegt in der gedanklichen Unabhängigkeit, die zwar nicht vor Fehleinschätzungen schützt, wohl aber vor systematischer Korruption.
Eine kleine Agentur unabhängiger Beratungskräfte wird kaum je zum Ziel entsprechender „Interventionen“, wie sie in der Finanzwelt üblich sind. Sie kann sich auch kritische Kommentare erlauben, wo der Mainstream einem gefährlichen Herdenimpuls folgt.
Moralische Überheblichkeit schafft keine bessere Welt
Gleichwohl ist die Hefe nichts ohne den Teig. Nur in einem ständigen kritisch-konstruktiven Dialog mit real existierenden gesellschaftlichen Akteuren können auch kritische Zwischenrufe Wirksamkeit entfalten. Sektiererische Besserwisserei trägt selten genießbare Früchte.
Hier haben die lange erfolgsverwöhnten grünen Parteien gerade eine wichtige Lektion in Demut hinnehmen müssen. Es genügt nicht, andere dafür verantwortlich zu machen, dass sie die vermeintlich richtige Politik nicht verstanden haben. Man muss auch bereit sein, eigene Abwege wieder zu verlassen.
Wer eigene Fehler nicht korrigiert, ist gezwungen sie zu wiederholen. Alleine mit dem Pathos moralischer Überlegenheit ist keine bessere Welt zu schaffen. Ich wünsche Ihnen und euch in diesem Sinne einen weiteren kritisch-konstruktiven Austausch.