In jeder großen Krise sind verlässliche soziale Beziehungen und Netzwerke gegenseitiger Unterstützung wichtiger als Geldanlagen. Gleichwohl ist eine vorausschauende Anlagestrategie sinnvoll. Aus der aktuellen Multikrise gibt es leider keine einfachen Auswege. Einige Anlagegrundsätze bleiben aber immer hilfreich.
Zusätzlich zur lange schwelenden planetaren Krise durch Zerstörung und Übernutzung natürlicher Ressourcen kommen nun rasant steigende Inflation, Energie- und Ernährungsunsicherheit in Verbindung mit der Unterbrechung von Lieferketten und kurzsichtigem Krisenmanagement zu Lasten von Ökosystemen und Menschen. Wie können wir als nachhaltige Anleger*innen damit umgehen?
An Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei
Auch wenn nachhaltige Kapitalanlagen im aktuellen Umfeld teilweise ins Hintertreffen geraten, gibt es dazu keine Alternative. In spekulativer Absicht Anlagegrundsätze aufzugeben hieße: Die Krise weiter zu verschärfen. Sinnvoll ist stattdessen, die politischen Prämissen der Krisenbewältigung zu hinterfragen. Exorbitante Gewinne der Pharma-, Energie- und Rüstungskonzerne, die Wenigen zu Gute kommen, während wir alle sehr hohe Risiken tragen müssen, sind vor allem ein politisches Problem. Einmischung ist eine Frage demokratischer Verantwortung.
Panik ist ein schlechter Ratgeber
Es muss das tausend mal Gesagte immer wieder wiederholt werden, weil es im Krisenmodus allzu schnell in Vergessenheit gerät: Kurzschlussreaktionen richten in der Regel mehr Schaden als Nutzen an. Auch in einer außergewöhnlichen Krise gilt es Ruhe zu bewahren. Zwischenzeitliche Werteinbußen, ja selbst dauerhafter Vermögensverlust ist kein Grund Anlagestrategien über Bord zu werfen, wenn dadurch noch mehr Schaden angerichtet wird. Konsequenzen möglicher Reaktionen müssen deshalb mitbedacht werden. Disziplin ist gerade in der Krise wichtig.
Diversifizierung ist oberstes Gebot
Keine Anlage kann absolute Sicherheit gewährleisten. Deshalb bleibt Diversifizierung bei der Geldanlage oberstes Gebot. Nur eine Streuung der Geldanlage über verschiedene Anlageinstrumente und Anbieter hat sich als wirksames Instrument zur Risikominimierung bewährt. Auch die totale Liquidierung aller Anlagen führt zu einem Klumpenrisiko, nämlich einem Geldbestand, der in einer Krise verschiedensten Verlustmechanismen ausgeliefert ist. Auch Edelmetalle, Immobilien, Kryptowährungen usw. unterliegen jeweils für sich eigenen nicht zu unterschätzenden Risiken.
Nicht alles Pulver verschießen
Auch das andere Extrem, jetzt möglichst die gesamte Liquidität dem inflationären Druck durch schnelle Anlage zu entziehen, ist keine sinnvolle Alternative. Das gilt selbst dann, wenn diese Anlage einigermaßen diversifiziert ist. Wer alles Pulver verschießt, um einer drohenden Abwertung zu entgehen verpasst die Chance, in einem günstigeren Zeitpunkt Zukäufe vorzunehmen und damit zwischenzeitliche Verluste langfristig auszugleichen.
Letztlich bleibt nur globale Kooperation statt Konfrontation als sinnvoller Ausweg aus der Multikrise. Je früher wir das anerkennen desto besser.