Nach einem sehr turbulenten Jahr im Zuge der Corona-Krise wendete sich das Börsenblatt am Ende und schloss zum Jahresende positiv ab. Der Aktienindex MSCI World lag knapp im Plus, nachdem er zum Frühjahrsbeginn schon über 30% eingebrochen war. Auch den Jahresanfang prägen steigende Aktienkurse. Wie es scheint, liegen die Wertpapiermärkte im Fieber.
Selbst europäische Rentenmärkte verzeichneten eine positive Entwicklung, wenngleich das Zinsniveau nicht attraktiv erscheint. Der Euro gewann allerdings gegenüber dem Dollar weiter an Stärke. Dazu trugen die unwägbaren Präsidentschaftswahlen in den USA und die dort noch stärker wachsende Verschuldung bei. Wir hatten auf diese Entwicklung bereits Anfang des letzten Jahres hingewiesen und deshalb von scheinbar rentablen US-Anleihen abgeraten. Nachhaltige Titel waren durch die steigende Nachfrage zusätzlich begünstigt. Der beste besiegelte Nach-haltigkeitsfonds legte übers Jahr rund 80% zu.
Nachhaltigkeitstrend hält an
Die von uns empfohlenen ausgewogenen nachhaltigen Strategieportfolios konnten bei deutlich geringeren Schwankungen übers Jahr mit dem Weltaktienindex mithalten, offensive Nachhaltigkeitsportfolios lagen sogar deutlich über dem konventionellen Markt.
Gold und Silber bewegten sich in der zweiten Jahreshälfte gegenläufig zum Aktienmarkt, behielten als Anlageklasse am Ende jedoch mit 13% bzw. rund 30% Zugewinn gegenüber dem breiten Aktienmarkt die Nase vorn. Dies ist bereits ein Hinweis darauf, dass im Börsenfieber viel heiße Luft (bzw. billiges Geld) steckt. Weltweit sank die reale Wertschöpfung rund 4,3%, in Europa noch stärker. Nur China konnte am Ende noch ein kleines Plus erreichen.
Börse von Realwirtschaft abgekoppelt
Die Börsenentwicklung spiegelt also nicht die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung sondern wird vor allem von Liquidität und der Hoffnung auf eine deutliche Besserung in diesem Jahr getrieben – also im Vertrauen darauf, dass eine Art wirtschaftlicher Normalität zurückkehren wird.
Angesichts der Insolvenzwelle, die insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen droht und auch aufgrund zunehmender politischer Unwäg-barkeiten sehen wir den Börsenhype eher skeptisch. Dass BlackRock nun Werbung für die eigenen HighYield-Bond-Produkte macht dürfte weniger im Interesse von Investor*innen als der eigenen Liquiditätsplanung liegen.
Freilich kann die Geldschwemme zu einem weiteren Aufblähen der Aktienkurse führen. Vermutlich wird es in Zusammenhang mit der Vermögenspreis-Inflation auch zu neuen Kursrekorden bei nachhaltigen Titel kommen. Allein darauf zu vertrauen wäre allerdings sehr fahrlässig. Es ist leider so, dass die politischen Absichtserklärungen in Richtung Green New Deal bisher eben nur das sind: Absichtserklärungen. Die Corona-Hilfsprogramme landen nach wie vor eher in der grauen Wirtschaft. Das Krisenmanagement hat zudem eher zu einem Auseinanderklaffen sozialer Ungleichgewichte geführt.
Anlagedisziplin wahren
Sollten die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Krise enttäuscht werden und die optimistische Stimmung kippen, bieten sich entsprechende Kursstürze allerdings als Einstiegsgelegenheit bzw. zum Nachkauf von Aktientiteln im Rahmen des Rebalancing der Anlageaufteilung an. Wir raten jedenfalls allen Anleger*innen sich weiterhin diszipliniert im Rahmen ihres Risikoprofils zu bewegen und sich nicht von der Fieberkurve anstecken zu lassen. Auch bei nachhaltigen Fonds lohnt eher ein Blick auf die zweite und dritte Reihe als die Spitzenreiter…