Wenn ein ehemaliger Versicherungsmanager den Crash der Lebensversicherer prophezeit, ist ihm mit dem „Paulus-Image“ gewisse Öffentlichkeit sicher. So brachte es der vormalige Mit- arbeiter beim Deutschem Ring, Manager bei Skandia und zuletzt Standard Life, Sven Enger kürzlich zu Schlagzeilen im „Stern“.
Einige Probleme, die er dabei anspricht, wie sinkende Kapitalerträge in Verbindung mit Alt-lasten aus hohen Garantieversprechen oder die Schwäche der Rückversicherungsgesellschaft „Protektor“ sind real.
Allerdings muss man dazu wissen, dass er eben hauptsächlich für Gesellschaften gearbeitet hat, die sich aus dem Markt für klassische Renten-versicherungen zurückgezogen haben oder sich von vornherein auf fondsbasierte Lösungen konzentrierten. Da wird möglicherweise die eigene Erfahrung etwas zu sehr verallgemeinert.
Tatsache ist zwar, dass einzelne Gesellschaften aufgrund ihrer Verpflichtungen aus Altverträgen in Schwierigkeiten kamen und eben deshalb das Geschäft mit garantierten Zinsversprechen aufgeben mussten. Die aktuell für 2018 deklarierten Überschüsse der Gesellschaften sind gegenüber dem Vorjahr erneut um rund 0,2% auf durch-schnittlich etwas über 2,4% gesunken.
Im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre lagen die Gesellschaften jedoch immer recht stabil über der allgemeinen Kaufpreisentwicklung und selbst, wenn sie durch ihre Kapitalanlagen nach Abzug der Kosten keine reale Wertsteigerung mehr aufwiesen hätten sie noch immer eine Daseinsberechtigung – weil sie die Hauptfunktion des Ausgleichs unterschiedlicher Lebenserwartungen weiterhin erfüllten.
Eben dieser Funktion haben sie zu verdanken, dass viele Gesellschaften bereits 100 und mehr Jahre bestehen – also deutlich länger als so manches politische System. Der periodisch anschwellende Untergangsgesang auf die Rentenversicherungen ist deshalb wohl wesentlich einer skandalhungrigen Medienlandschaft geschuldet.
Nachhaltigkeit als Kompass
Die von uns seit über zehn Jahren verfolgte Entwicklung der Rentenversicherungsgesellschaften zeigt, dass diejenigen Gesellschaften, die sich frühzeitig Nachhaltigkeitsaspekten als Anlagethema gewidmet haben deutlich überproportional häufig auch hinsichtlich Ertrag, Finanzstärke und Beteiligung der Versicherten am Anlageerfolg zu den besseren Gesellschaften gehören.
Wir haben aus dem deutschen Versicherungsmarkt von rund 70 Unternehmen etwa zwanzig identifiziert, die sowohl finanziell solide sind als auch unter Nachhaltigkeitsaspekten interessant. Gleichwohl gibt es innerhalb dieser Gruppe deutliche Unterschiede im Hinblick auf Nachhaltigkeit
Zu den „Frontrunnern“ zählen aus unserer Sicht die Concordia Oeco, Condor, Continentale, Interrisk, myife, Stuttgarter und Volkswohl Bund. In Sachen Nachhaltigkeit als „fortgeschritten“ können auch die Alte Leipziger, Barmenia, Die Bayerische, Familienfürsorge, Standard Life und Swiss Life gelten. Bei Allianz, AXA, Nürnberger und WWK gibt es ausbaufähige Ansätze.