Die Rechnungszinsen für klassische Rententarife werden zum 01.01.2022 auf 0,25% p.a. abgesenkt. Dadurch werden zwei heute bereits erkennbare Entwicklungen verstärkt: Die Nutzung von Fondstarifen und der Trend zu provisionsfreien Versicherungen. Wir haben uns zwei Netto-Fondstarife angeschaut, die sowohl hinsichtlich Transparenz und Bedingungen als auch wegen der nachhaltigen Anlageoptionen interessant sind. Im Produktvergleich überzeugen beide durch Alleinstellungsmerkmale.
Versicherung oder Depot?
Wer Vermögensaufbau für die Altersversorgung verfolgt fährt mit einer Fondspolice grundsätzlich besser als mit einem Fondsdepot. Das liegt daran, dass bei einer Fondspolice keine Kapitalertragssteuern auf laufende Zinserträge und Dividenden erhoben werden. Bei Fondswechsel und dem sogenannten Rebalancing – also der Wiederherstellung der ursprünglichen Fondsaufteilung – fallen auf zwischenzeitliche Wertsteigerungen keine Kapitalertragssteuern an.
Erst bei Entnahmen kommt die Steuer zum Tragen. Der Stundungseffekt führt langfristig zu höheren Erträgen. Nach einer Laufzeit von zwölf Jahren und im Alter von mindestens 62 Jahren greift eine zusätzliche steuerliche Entlastung. Dann fallen bei einer Kapitalauszahlung nur auf 50 Prozent des Ertrags Steuern an. Bei Renten greift eine geringfügige, altersabhängige Ertragsanteilsbesteuerung.
In der Regel werden bei Versicherungspolicen auch keine Ausgabeaufschläge auf den Kauf der Fondsanteile erhoben. Im besten Fall werden sämtliche Fondsüberschüsse dem Vertrag gutgeschrieben. All das macht Fondspolicen bei längerfristiger Kapitalanlage zu einem vorteilhaften Instrument.
Anbieter im Vergleich
Wir haben uns Netto-Fondstarife der myLife Lebensversicherung AG und der LiechtensteinLife angeschaut. Die in Göttingen ansässige myLife ist seit 2014 als Spezialist für Netto-Versicherungstarife etabliert. Sie verwaltet inzwischen etwa 1 Mrd Euro Kapital und gehört damit zu den mittelgroßen Gesellschaften. Sie untersteht der deutschen Finanzaufsicht BaFin und weist eine solide Solvabilitätsquote auf.
Die LiechtensteinLife wurde 2008 in Ruggell gegründet und ist auf fondsgebundene Versicherungsprodukte spezialisiert. Sie gehört seit 2016 zur Prosperity Company AG, die Ende 2020 ca. 380 Mio Schweizer Franken Kapital verwaltete. Seit 2019 legt sie auch Nettoprodukte auf. Die Gesellschaft unterliegt der Liechtensteinischen Finanzaufsicht. Die versicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Liechtenstein sind vergleichbar. Artikel 78 des Liechtensteiner Versicherungsvertragsgesetzes garantiert darüber hinaus, dass das Versicherungsvermögen bei Privatinsolvenz des Versicherungsnehmers nicht in die Konkursmasse eingeht. Deshalb wird der Standort Liechtenstein gerne von unternehmerisch tätigen Versicherten genutzt.
Ein Blick auf die Tarife
Wir haben zum Vergleich die Tarife myLife Invest Rente und yourlife netto plus ausgewählt, da sie eine vergleichbar transparente Kostenstruktur aufweisen. Auch hinsichtlich nachhaltiger Fonds bieten die beiden Tarife eine marktüberdurchschnittliche Auswahl. Ein regelmäßiges Rebalancing der Fondsaufteilung ist bei beiden Tarifen möglich.
Das Eintrittsalter von 0-63 bzw. 0-70 Jahre bietet für beide Tarife eine breite Zielgruppe. Auch hinsichtlich des spätesten Rentenbeginns mit 85 Jahren sind die Produkte vergleichbar.
Bei yourlife netto plus besteht eine Mindestlaufzeit von 12 Jahren. Das sieht nach einem Nachteil aus, ist steuerlich betrachtet jedoch sinnvoll. Umgekehrt scheint der hohe monatliche Mindestbeitrag von 150 € bei mylife nachteilig. Bei niedrigeren Beiträgen fallen jedoch die Fixkosten bei beiden Tarifen deutlich ins Gewicht, so dass niedrigere Beitragsraten ohnehin wenig Sinn machen.
Hinsichtlich Zuzahlungen ist der Liechtensteiner Tarif etwas flexibler, dafür gibt es weniger Optionen im Bereich der Fondsauswahl. In maximal zehn Fonds können Versicherte dort gleichzeitig investieren. Ein Wechsel ist nur zwölfmal im Jahr kostenlos möglich. Für die meisten Anleger*innen dürfte dies allerdings ausreichen.
Die Fondsauswahl entscheidet
Letztlich dürften die Präferenzen bei der Auswahl der Fonds entscheidend sein. Wer Netto-Fondstarife mit einer möglichst großen Fondsauswahl – insbesondere im nachhaltigen Sektor – bevorzugt, ist mit myLife Invest besser bedient. Wer dagegen auch in Edelmetalle und Mikrokredite investieren möchte, kommt an dem Tarif der Liechtensteiner nicht vorbei.
Mit physischen Barren hinterlegte Fonds der Züricher Kantonalbank (ZKB Gold und ZKB Silber) sind in deutschen Fondspolicen nicht zugelassen. Auch Mikrofinanzfonds lassen sich in keinem hiesigen Versicherungsprodukt finden.
Last not least: Wer der Regulierungstätigkeit der EU nicht nur Positives abgewinnen kann, ist in Liechtenstein vielleicht auch besser aufgehoben.
Netto-Fondstarife in der Übersicht:
myLife | yourlife netto | |
Eintrittsalter | 0-70 | 0-63 |
Mindestlaufzeit | 1 Jahr | 12 Jahre |
Höchstrentenbeginnalter | 85 Jahre | 85 Jahre |
Mindestbeitrag p.m. | 150 EUR | 50 EUR |
Mindestbeitrag einmalig | 10.000 EUR | 3.000 EUR |
Zuzahlungen min. | 1.000 EUR | 100 EUR |
Kostenstruktur Vertrag | 0,45% + 60€ p.a. | 0,40% + 90€ p.a. |
Kosten Honorarabrechnung | ./. | 0,05% |
Transaktionskosten ETF | ja | nein |
BUZ möglich | nein | ja |
Fondswechsel kostenlos | unbegrenzt | 12 x p.a. |
Anzahl der Fonds | ca. 7.000 | ca.200 |
davon nachhaltig | ca. 150 | ca. 70 |
zeitgleiche Fondsauswahl | unbegrenzt | max 10 |
Edelmetallfonds | nein | ja |
Mikrofinanzfonds | nein | ja |
Rebalancing möglich | ja | ja |
Beitragsgarantie | nein | Option bis 80% |
Hinweise: Wir recherchieren auf der Basis von Anbieterangaben. Wir übernehmen deshalb keine Verantwortung für Vollständigkeit oder Korrektheit der Angaben. Empfehlungen sprechen wir nur auf Basis einer persönlichen Beratung aus. Wir erhalten für unsere Produktvergleiche keinerlei Vergütungen der Anbieter. Weitere Hinweise zu Tarifvergleichen finden sich hier.