zum zweiten Mal werden Ende November vom Forum Nachhaltige Geldanlagen Gütesiegel für nachhaltige Investmentfonds vergeben. Der relativ strenge Auditierungsprozess, dem sich die Kapitalanlagegesellschaften zu unterziehen hatten wurde erneut von der französischen Agentur Novethic durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich kaum mehr Anbieter dieser kritischen Prüfung gestellt. Das liegt nicht nur am strengen Verfahren sondern auch daran, dass das Siegel bisher noch zu wenig bekannt ist. Selbst einieg Gesellschaften, die seit Jahren als Pioniere der Branche gelten und ein Interesse an Profilierung haben sollten nehmen es scheinbar noch nicht sehr ernst. Wenig hilfreich ist sicherlich auch überzogene Kritik von Testern, die ihre eigenen Bewertungsmethoden dagegen setzen – es aber auch nicht viel besser machen.
Die mit dem FNG-Siegel 2017 ausgezeichneten Fonds finden sich hier
Kritik von Ökotest
Die Zeitschrift Ökotest hat die aktuelle Siegelrunde in ihrer Oktoberausgabe zum Anlass genommen, die Ergebnisse des Vorjahres noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis war überraschend negativ, obwohl die Differenzen zwischen den Ergebnissen von Ökotest und der Bewertung durch Novethic bei näherer Betrachtung eher marginal waren.
Kapitalanlagegesellschaften wie Triodos oder Swisscanto, die sich seit vielen Jahren in der Auflage konsistenter Nachhaltigkeitsfonds bewährt haben konnten mit ihren Produkten hier wie da glänzen. Wo es im Mittelfeld Differenzen gibt liegt es für gewöhnlich in der Gewichtung einzelner Kriterien oder daran, dass zwischen den Bewertungen fast ein ganzes Jahr liegt. Abwertungen wegen kritischer Aktientitel im Fondsportfolio durch Ökotest wären vor einem Jahr möglicherweise noch anders ausgefallen. Denn die Zusammenstellung der Wertpapiere wechselt.
Dass Ökotest Novethic Intransparenz vorwirft ist zwar bis zu einem gewissen Grad gerechtfertigt, denn konkrete Einzelbewertungen welche das Gesamtergebniss nachvollziehbar machen werden durch die Ratingagentur nicht veröffentlicht. Das kritisieren selbst die Kapitalanlagegesellschaften, die ernsthaft an einer Verbesserung arbeiten. Die Ergebnisse von Ökotest sind deshalb aber nicht unbedingt brauchbarer.
Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen
Ökotest gibt beispielsweise Dialogen der Kapitalanlagegesellschaften mit den Geschäftsführungen der Unternehmen sehr starkes Gewicht bei der Bewertung, obwohl dieses Kriterium wachsweich ist. Was bei den „Dialogen“ herauskommt lässt sich schwer belegen. Die Veröffentlichung konkreten Abstimmungsverhaltens in Aktionärsversammlungen wäre jedenfalls ein substanziellerer Beleg für das Engagement eines Fonds.
Den Aktienfonds Acatis Fair Value Global bewertet Ökotest immerhin mit der zweitbesten Note, obwohl dieser bei den Ausschlusskriterien in vielen Bereichen Schwellenwerte festlegt, die aus Sicht kritischer Anleger mit 5% Umsatz allzu großzügig sind. Wer mit Fingern auf andere zeigt sollte sich schon ein wenig mehr Mühe geben, noch besser: sich einem gemeinsamen konstruktiven Dialog stellen, um einen breiten Konsens zur Qualität von Nachhaltigkeitsfonds zu erreichen.
Denn es dürfte schwer werden den Marktanteil nachhaltiger Fonds zügig auszubauen, wenn diejenigen, die sich ernsthaft bemühen, Orientierung in einem immer unüberschaubareren Markt zu schaffen gegenseitig das Wasser abgraben.
Es ist zu hoffen, dass die Anzahl von Anbietern, die sich einer Qualitätsprüfung unterziehen in Zukunft größer wird. Solange überzogene Kritik an guten Ansätzen vorherrscht wird sich das wohl nicht ändern Auf ein staatliches Nachhaltigkeits-Siegel für Fonds zu hoffen ist allerdings müßig. Erfahrungsgemäß ist der Standard bei solchen Siegeln noch niedriger.