Trump zum Trotz
sieht man mal vom Sonderschüler auf dem US-amerikanischen Chefsessel ab, so zeichnet sich in den Wahlen der letzten Monate ein Stimmungswandel ab. Nationalisten, Kriegstreiber und andere Realitätsverweigerer scheinen zunehmend in die Defensive zu geraten. Auch Nachhaltigkeitsthemen gewinnen wieder an Schubkraft. Nicht zuletzt schlägt sich das im erfreulichen Wachstum nachhaltiger Geldanlagen nieder wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen im jüngsten Marktbericht konstatiert: knapp 30% legten sie im vergangenen Jahr in der D-A-CH-Region zu: deutlich mehr als der konventionelle Anlagemarkt.
Das ist kein Zufall, denn auch wenn sich einzelne Politiker mit bockiger Anti-Haltung profilieren wollen: vom Weltklimagipfel über die Festlegung nachhaltiger Entwicklungsziele der Vereinte Nationen bis hin zu den letzten Äußerungen des neuen europäischen Finanzmarkt-Kommissars Valdis Dombrovskis (er löste nach dem Brexit-Votum den britischen Banken-Lobbyisten Jonatah Hill ab), der die systematische Integration von Nachhaltigkeitskriterien in alle Finanzmarktgesetze vorantreiben will, stehen die Zeichen auf Nachhaltigkeit.
Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichterstattung nehmen zu
Zudem werden weltweit immer strengere Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichtserstattung börsennotierter Unternehmen gestellt. Dies gilt bereits für einige Börsen. In Europa ist die Berichterstattung für Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in Zukunft verpflichtend. Dänemark und Frankreich haben noch weitergehende Berichtspflichten gesetzlich verankert.
Nachhaltigkeit wird von vielen Unternehmen allerdings auch nicht mehr als Luxus betrachtet, den man sich leistet, sondern als Wettbewerbsvorteil. Es macht sich nämlich langsam die Erkenntnis breit, dass die Nichtbeachtung ein kostspieliger Risikofaktor ist, den man sich gerade nicht leisten kann.
Versicherungswirtschaft als treibende Kraft
Die Versicherungswirtschaft, die mit ihren langfristigen Leistungsverbindlichkeiten ein „natürliches“ Interesse an Nachhaltigkeitsaspekten hat scheint prädestiniert als „Treiber“ einer nachhaltigen Finanzwende. So sind es gerade große Pensionsfonds und Stiftungen aber auch kirchliche Versorgungsträger, die sich zunehmend nachhaltige Anlagekriterien verschreiben.
Allerdings hinkt Deutschland hier immer noch der Entwicklung hinterher. Während der nachhaltige Anlagemarkt in der Schweiz schon zu 20% von Versicherungen getragen wird, sind es hierzulande gerade mal 1%. Auch Privatanleger haben Aufholbedarf. Ihr Anteil liegt gerade mal bei 10%. Die Anteile in Österreich und der Schweiz und auch die Wachstumsraten dort sind deutlich höher. Wie lange noch?