Anmerkungen zur aktuellen Untersuchung von Finanztest
Die aktuelle Untersuchung von Finanztest gibt einen guten Überblick über Nachhaltige Aktienfonds, die auch strengen Bewertungsmaßstäben genügen. Die Bewertungen der Redaktion werfen allerdings auch einige Fragen auf. Der Spagat zwischen billig und nachhaltig wirkt an einigen Stellen schmerzhaft überdehnt
Abschied von Vorurteilen fällt schwer
„Dass man für eine Anlage mit gutem Gewissen draufzahlen muss, ist ein altes Vorurteil“ schreibt die Zeitschrift Finanztest und will zeigen, wie ein nachhaltiges Depot am besten zu bestücken ist. Sie weist dann darauf hin, dass Anlegerinnen, die Wert auf strenge Nachhaltigkeit legen keine andere Wahl haben: Sie müssen aktiv gemanagte Fonds kaufen. So weit – so nachvollziehbar.
Doch relativiert das Verbrauchermagazin kurz darauf: Wem eine verlässliche Wertentwicklung wichtiger sei, der solle sich dann aber doch lieber einen maximal mittelstrengen „1.Wahl-ETF“ aussuchen. So ganz scheint die Redaktion ihre Vorurteile also dann doch noch nicht abgelegt zu haben.
Schon dass die Redaktion zu wissen vorgibt, welche Fonds in Zukunft eine verlässlichere Wert-entwicklung aufweisen werden ist bedenklich. Jede zugelassene Beratungsfachkraft würde sich mit einer solchen Aussage in eine Haftungsfalle begeben, denn Wertentwicklungen der Vergangenheit lassen grundsätzlich keine Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zu.
Zählt letztlich nur die Kostenquote?
Wer sich die 1.Wahl Empfehlungen genauer anschaut stellt zudem fest, dass bei etlichen dieser Fonds weder Daten zur Wertentwicklung noch zum maximalen Verlust in der Vergangenheit vorliegen. Für das Etikett 1. Wahl scheint das genauso wenig relevant zu sein, wie ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit. Entscheidet letztlich nur die Kostenquote?
In diesem Zusammenhang wird auf die in der Tat hohe Kostenquote des Testsiegers Ökovision hin-gewiesen. 2,21 Prozent pro Jahr bei einem Fondsvolumen von deutlich über zwei Mrd Euro wäre aus unserer Sicht tatsächlich ein Grund, diesen Fonds kritisch zu bewerten. Wie der Vergleich mit anderen TOP-Fonds zeigt sind solch üppigen Abzüge auch bei hohen Nachhaltigkeitsansprüchen kaum zu rechtfertigen. Einschränkend muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass der Test auch Fonds listet, die nur Großanlegern zur Verfügung stehen. für den strengen GLS Bank Aktienfonds beispielsweise, der im Heft mit 0,74 Prozent aufgeführt wird, beträgt die Mindestanlage 200.000 Euro.
Nachhaltigkeitsbewertung teilweise fragwürdig
Allerdings ist auch die höchstmögliche Nachhaltigkeitsbewertung von Ökovision fragwürdig. Laut der Datenbank von „Faire Fonds“ sind gleich zwei umstrittene Betreiber von Schiffscontainern im Portfolio zu finden. Eines davon, das taiwanesische Unternehmen Evergreen, steht sogar auf der Ausschlussliste des Norwegischen Pensionsfonds. Auch BioNTech gehört zum Portfolio. Ein Unternehmen, das vor allem durch mangelhaft getestete und nebenwirkungsreiche Gentherapeutika bekannt geworden ist. Den wirtschaftlichen Erfolg verdankt das Unternehmen unter anderem einer politisch gewollten aber ethisch bedenklichen Haftungsfreistellung. Der WI Global Challenges Index oder GLS Bank Aktienfonds weisen laut Faire Fonds dagegen keinen kritischen Titel auf.