Die Zahl der nachhaltigen Investmentfonds explodiert. Es ist beeindruckend mit welche Geschwindigkeit Nachhaltigkeit von der Nische zum Mainstream wechselt. Oder ist es nur so, dass der Mainstream sich ein modisch grünes – wahlweise auch „blaues“ – Mäntelchen umhängt? Schlägt sich das wirklich in einer besseren Welt nieder? Auf den ersten Blick scheinen viele Eindrücke dagegen zu sprechen. Jedenfalls ist ein Blick unter die Verpackung auf den Inhalt, genauer gesagt: die Wirkung von Finanzprodukten sinnvoll. Ein Plädoyer für mehr evidenzbasierte Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten.
Gemessen an der EU-Transparenzverordnung ist die Zahl der nachhaltigen Investmentfonds drastisch angestiegen. Laut Analysehaus Skope fallen allein bei den in Deutschland zugelassenen bereits knapp dreitausend Fonds in Kategorie 8 oder 9 der Verordnung. So weit so beeindruckend.
Bei vielen neuen nachhaltigen Finanzprodukten handelt es sich allerdings um das Ergebnis einer Marketingstrategie, auf die der Begriff Greenwashing zutrifft. In den Anlageberichten finden sich Rüstungsfirmen genauso wie Unternehmenstitanen aus dem fossilen Zeitalter, Großbrauereien oder Pharmafirmen, die wegen Studienfälschung, Be-stechung und illegaler Vermarktungspraktiken zu Milliardenstrafen verurteilt wurden..
Plädoyer für evidenzbasierte Nachhaltigkeit
In wieweit solche bestenfalls blassgrünen Fonds ebenfalls zum Umsteuern der Wirtschaft beitragen sei dahingestellt. Dass sich in solchen Portfolien erhebliche Investmentrisiken verbergen ist jedenfalls unbestreitbar. Wer diese vermeiden will sollte sich auf solche Produkte zu konzentrieren, deren Wirkung evidenzbasiert – also anhand überprüfbarer Kriterien nachweisbar – ist.
Bei diesen Impact-Investments besitzen nicht nur die Initiatoren eine entsprechende Glaubwürdigkeit. Die Produkte selbst tragen positiv zu Erreichung ökologischer und sozialer Ziele bei und können das belegen. Dabei haben sowohl sachwertorientierte Investments zum Beispiel in Solarparks oder nachhaltige Immobilien als auch Anleihen – beispielsweise in Form von Mikrokrediten oder zur Zwischenfinanzierung nachhaltig produzierender Unternehmen – ihre Berechtigung.
Wo bleibt die Wirkung?
Wenn trotz zunehmend nachhaltiger Investments soziale Missstände, Hunger, Umweltprobleme und Korruption im realen Leben eher zuzunehmen scheinen, so beweist das noch nicht, dass nachhaltiges Investieren keine Wirkung hat. So manche Fehlentwicklung ist eher schlechter Politik als schlechter Unternehmensführung geschuldet.
Finanzielle Wirkungsketten nehmen gewisse Zeit in Anspruch. Bildlich gesprochen lässt sich ein großes Containerschiff nicht so schnell auf einen neuen Kurs bringen. Dennoch bedarf es nur relativ geringfügiger elektronischer Impulse, um letztlich eine Bewegung der Steuerungsruder zu veranlassen. Auch kleine Investmentimpulse an der richtigen Stelle können große Veränderungen bewirken. Sie müssen allerdings auch im Kleinen belegbar sein. Wir brauchen mehr evidenzbasierte Nachhaltigkeit und weniger Marketing.