Als eines der wichtigsten Ziele nachhaltigen Investierens gilt die Transformation der Wirtschaft von linearen zu zirkulären Produktionsprozessen. Kreislaufwirtschaft als Anlagethema ist deshalb interessant. Es wird von einigen Fondsemittenten offensiv propagiert. Wir haben uns drei Fonds angeschaut. Das Ergebnis überzeugt uns (noch) nicht.
Eckdaten
Wir haben drei marktbeherrschende Fonds analysiert, die auf das Thema Kreislaufwirtschaft fokussieren: Den BNPP Circular Economy Leaders, den BGF Circular Economy und den RobecoSAM Cir-cular Economy Equities. Mit Anlagevolumina zwischen 240 Mio – 1,8 Mrd können die Fonds bereits als fest etabliert gelten.
Die laufenden Kosten betragen 0,3% bei BNPP 1,5% bei Blackrock und 1,7% bei RobecoSAM. Sie liegen damit etwas unter dem Schnitt der am Markt verfügbaren Aktienfonds. Hinsichtlich Wertentwicklung können sie durchaus mit konventionellen Fonds mithalten. Der Fonds von BNPP liegt über 3 Jahre mit ca 43 Prozent Wertzuwachs gar über dem MSCI World Index.
Der Fonds von BNPP ist als Artikel 8 Fonds eingestuft, die beiden aktiv gemanagten Fonds werden als Artikel 9 Fonds klassifiziert. Sie erheben also den Anspruch, messbar Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Abschied von der Wegwerfwirtschaft
Die Verkaufsgeschichte klingt bei allen Fonds überzeugend. Die Fonds wollen Lösungen finanzieren, die den Paradigmenwechsel zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützen, bei der Ressourcen so lange wie möglich weiterverwendet werden. Das Design soll möglichst langlebig und reparaturfähig sein. Während der Verwendung soll die Nutzung möglichst effizient sein.
Dabei spielt die Plattform-Ökonomie eine wichtige Rolle. Sie erleichtert es, vorhandene Produkte und Ressourcen zu teilen bzw. zu mieten und dadurch die Nutzung effizienter zu gestalten. Am Ende der Nutzungsdauer sollen Produkte möglichst wiederaufgearbeitet und Grundstoffe zurückgewonnen werden.
In der Regel wird dabei auf das UN-Nachhaltigkeitsziel „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ verwiesen. Auch Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum werden als UN-Ziel genannt, wobei das Wachstum möglichst mit immer weniger Ressourcenverbrauch einhergehen soll. Kurz gesagt es geht um den Abschied von der Wegwerf-Wirtschaft.
Fragwürdige Bewertungen
Die Ratingagentur ISS ESG hat die Fonds hinsichtlich Nachhaltigkeit sehr unterschiedlich bewertet. Während der Indexfonds von BNPP mit der höchsten Nachhaltigkeitsbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet wird, erhält der Fonds von RobecoSAM lediglich zwei Sterne. Der Blackrock-Fonds kommt auf vier Sterne.
Das ist wenig nachvollziehbar. Zu einem ganz anderen Ergebnis hinsichtlich kritischer Unternehmenstitel kommt die Datenbank von Faire Fonds. Dort wird ein Anteil von knapp 36% um-strittener Unternehmenstitel im Portfolio von BNPP aufgeführt – deutlich mehr als bei den Vergleichsfonds. Der Fonds von RobecoSAM dagegen enthält laut Faire Fonds keinen einzigen kritischen Titel (Stand: 01.03.2024).
In der Übersicht vom Forum Nachhaltige Geldanlagen erscheint keiner der drei Fonds. So bleibt Anlageinteressierten mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch nichts anderes übrig, als selber einen Blick auf die Portfolios zu werfen.
Ernüchternde Portfolios
Wer bei Circular Economy Leaders Pioniere der Kreislaufwirtschaft erwartet hat, wird enttäuscht. Es finden sich dort überwiegend Großkonzerne mit teilweiser fragwürdiger Umwelt- und Menschenrechtsbilanz. Wer Coca-Cola, Pepsi und die Großbrauerei Heineken nicht unterstützen will, nur weil sie ihren Pfandflaschenanteil erhöht haben, sollte die Finger von BNPP lassen. Auch im Rüstungsbereich tätige Firmen wie Caterpillar oder Hitachi finden sich im Fonds. NextEra Energy plant und baut nach wie vor konventionelle Öl- und Gaspipelines.
Der Fonds von Blackrock sieht bei den Titeln etwas besser aus. Kritische Titel wie Nike und Coca Cola oder Microsoft finden sich zwar auch dort, aber wenigstens keine Unternehmen mit unmittelbarem Rüstungsbezug. Das klassische Recyclingunternehmen Tomra sucht man dort zwar auch vergebens. Immerhin aber einige von ECOreporter als empfehlenswerte Recycling-Aktien gelistete Werte wie Carbios, Veolia Environnement und Waste Management.
Im RobecoSAM Circular Economy finden sich zwar keine offensichtlich kritischen Titel, allerdings sucht man auch viele typische Recycling-Aktien vergeblich. Nur Republic Services ist im Portfolio vertreten. Das Unternehmen wurde allerdings laut ECOreporter in 2022 von kommunalen Behörden verklagt, weil von einer seiner Deponien giftige Sickerlasten ins Grundwasser abgeleitet worden sein sollen.
Weiterhin sind Pharmafirmen wie Roche und Novo Nordisk im letzten Halbjahresbericht gelistet. Immerhin tauchen dort auch einige typische Nachhaltigkeitstitel wie SolarEdge Technologies oder Thermo Fisher auf. Alles in allem ist der Fonds aber sehr USA-lastig.
Fazit: Bis jetzt scheint bei den Fonds eher der Marketinggedanke im Vordergrund zu stehen, als konsequente Schritte aus der Abfall-Wirtschaft. Kreislaufwirtschaft als Anlagethema überzeugt uns n