Im Sommer stürzte der IFO-Wohnungsbau-Index auf ein Allzeit-Tief. Über 40 Prozent der Unternehmen klagten über Auftragsmangel. Auch die Zahl der Auftragsstornierungen ist deutlich angestiegen. Nun sind zunehmend auch Immobilienfonds unter Druck. Im August meldete ein großer Projekt-Entwickler Insolvenz an. Was das für Anleger*innen bedeutet.
Auch nachhaltige Projektentwicklungen betroffen
Auch wenn wir uns angesichts steigender Kredit- und Baukosten über die schwierige Lage am Immobilienmarkt bewusst waren: Selbst für uns kam die Nachricht von der Insolvenz der Nürnberger „Project Immobilien“ Gruppe überraschend. Die Gesellschaft gehörte zu den größten und erfahrensten Projektentwicklern in Deutschland und wurde von uns auch hinsichtlich Nachhaltigkeit positiv eingestuft.
Die Wohnungen erfüllen strenge Energiestandards, sind sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und etwa 20 Prozent unterliegen der Mietpreisbindung. Die Gruppe verzichtete in ihren Beteiligungsangeboten auf eine Fremdfinanzierung durch Banken. Diese sogenannten AIF-Immobilienfonds galten deshalb unter Beratungskräften als relativ risikoarm und waren meist schnell ausplatziert.
Das Gesamtinvestitionsvolumen der Gruppe betrug ca. 1,4 Mrd Euro. Aktuell befinden sich noch knapp zweitausend Wohnungen im Bau. Einer der Investitionsschwerpunkte war Berlin. Insgesamt sind etwa 30.000 Anlegerinnen und Anleger betroffen.
Konsequenzen für Anleger*innen
Gewinnunabhängige Entnahmen aus den Fonds wurden bereits gestoppt. Auch wenn Banken als vorrangige Gläubiger keine Rolle spielen, müssen sich insbesondere diejenigen, die zuletzt in einen der Fonds eingestiegen sind auf gewisse Verluste einstellen.
In wieweit das im letzten Fonds „Metropolen 22“ projektierte Beteiligungsobjekt in der Wendenschlossstraße in Treptow-Köpenick (Planvolumen 185 Millionen Euro) von den Insol-venzanträgen belastet wird, ist derzeit noch unklar. Eins ist jedoch klar: Im aktuellen Umfeld wird die Insolvenz auch auf andere Anbieter von Immobilienfonds Auswirkungen haben.
Anleger*innen sind deshalb gut beraten, bei Interesse nicht nur auf die frühere Leistungsbilanz eines Anbieters zu achten, sondern auch auf die Eigenkapitaldecke. Bei der Project Gruppe war diese Ende 2021 mit 290 Tausend Euro bei einer Bilanzsumme in Höhe von 108,2 Mio Euro bereits sehr dünn. Das wurde dem Unternehmen letztlich zum Verhängnis.
Alternativen zu AIF
Ohnehin stellt sich bei einer realistischen Rendite von 4 Prozent in den AIF’s die Frage, ob dies im Vergleich zu gesicherten Bankeinlagen das Risiko Wert ist, so lange Immobilienfonds unter Druck sind. Am wenigsten riskant scheint aktuell der Pangaea Life Immobilienfonds der kapitalstarken Bayerischen Lebensversicherung. Aber auch hier empfehlen wir abzuwarten, bis das Zinsumfeld nachgibt.
Hinweis: Dies ist keine Aufforderung zum Erwerb. Individuelle Empfehlungen geben wir nur nach gründlicher Beratung ab.