Jahresanfang ist immer die Zeit für gute Vorsätze und Prognosen. Warum auch nicht? Was gute Vorsätze anbelangt, dazu fällt mir ein Bonmont des Greenbiz Gründers Joel Makower ein: „Nachhaltigkeit ist wie Teenager-Sex: Alle reden darüber aber nur wenige machen es gut“.
Im Finanz- und Versicherungsbereich häufen sich grüne bzw. nachhaltige Anlageangebote. Auch uns, die wir uns zu einem großen Teil mit der Analyse und Bewertung von Produktneuheiten befassen, finden es gelegentlich schwer, den Überblick zu behalten. Da hilft nur, sich noch stärker mit Kolleg*innen auszutauschen. Das haben wir uns dieses Jahr vorgenommen.
Greenwashing ist lästig trägt aber zu Bewusstseinsbildung bei
Zwar ist Greenwashing ein bisweilen lästiger Stolperstein auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft, aber es trägt auch nicht unerheblich zur allgemeinen Bewusstseinsbildung bei. Ein Kompass muss ja auch nicht vorangehen, um nützlich zu sein. Das Wünschenswerte zu proklamieren macht jedenfalls mehr Appetit auf Nachhaltigkeit als die x-te Crash-Prognose.
Unser Prognose
Unsere Prognose hat sich seit zehn Jahren nicht geändert: „Unternehmen, die nicht über Verkauf und den Konsum ihrer Produkte hinaus an die Regeln einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft denken, werden eher früher als später ihre Daseinsberechtigung am Markt verlieren.“
Dieser Wandel findet statt, egal, wer aus dem Euro aussteigen will, wer wem die Exporte nicht gönnt, wer an Amerika’s Zukunft glaubt oder an China‘s neue Seidenstraße denn ohne funktionierende Ökosysteme und fairen Handel werden letztlich alle verlieren und diese Erkenntnis setzt sich zunehmend auch in der Finanzwirtschaft durch. Auch wenn vernünft-ige regulatorische Rahmenbedingungen ein zähes politisches Ringen mit sich bringt, wie die Verhandlungen auf EU-Ebene gerade zeigen.
Wer den Untergang des Euros prophezeit könnte überrascht werden
Diejenigen, die wegen der Schuldenkrise den nahen Tod des Euro prophezeien sollten sich zur Abwechslung mit den USA befassen: Dort wachsen die Schulden jährlich um eine Billion US-$ an und der Schuldendienst frisst zehn Prozent des Staatshaushalts (Zum Vergleich: in der Eurozone durchschnittlich vier Prozent). Wir wagen deshalb noch eine Prognose: Der Euro wird uns noch eine Weile begleiten und in diesem Jahr vermutlich sogar stärker dastehen, als viele glauben. Totgesagte leben länger. Lassen wir uns vor allem nicht von unseren guten Vorsätzen abhalten. Panik ist ein schlechter Ratgeber.