Kurz nach Übernahme von Monsanto durch den deutschen Chemiekonzern Bayer verurteilte ein US-Gericht die neue Saatguttochter wegen angeblich verschleierter Gefahren des Unkrautvernichters Glyphosat zu einer Schadensersatzstrafe von 289 Mio US-Dollar. Das ließ den Börsenkurs innerhalb weniger Tage um mehr als 10% einbrechen, was einer Kapitalvernichtung von etwa 8 Mrd Euro entspricht.
Die marktüberdurchschnittlichen Kursverluste ziehen sich allerdings bereits zurück bis Ende 2015, nachdem erste Übernahmegerüchte die Runde machten. Vorsichtige Investoren begannen sich bereits da von der Aktie zu verabschieden.
Spätestens nach der offiziellen Ankündigung im Mai 2016 war aufmerksamen Investmentprofis klar, dass Glyphosat nicht nur Äcker vergiftet sondern auch den Aktienkurs von Bayer. Allerdings lag das Augenmerk der meisten Berichterstatter vor allem auf der Frage der kartellrechtlichen Zulassung des 60 Milliarden Dollar Deals, der letztlich positiv entscheiden wurde, und im Investmentbereich verließen sich die konventionell denkenden Profis auf die Jahrzehnte lange Erfolgsgeschichte des DAX-Schwergewichtes.
Dann aber kam der Paukenschlag. Eine Geschworenen-Jury in Kalifornien sprach vor wenigen Tagen einem Krebspatienten, der Glyphosat für sein Leiden verantwortlich machte, 289 Millionen US-Dollar zu. Zwar will der Konzern das Urteil anfechten. Allerdings laufen tausende ähnlicher Klagen. Und obgleich das Management von Bayer sich optimistisch zeigt hat die Börse ihr Urteil inzwischen deutlich gesprochen.
In drei Jahren verlor die Aktie rund 26% während der DAX und auch der MSCI World Aktienindex deutlich im Plus lagen. Seit dem Rekordhoch von 146,45 Euro im Frühjahr 2015 hatte sich der Wert der Papiere fast halbiert. Das Gift kostete Anleger*innen somit fast 70 Mrd Euro.
Und die Unsicherheit über die Risiken durch weitere Klagen dürfte noch eine Weile auf dem Aktienkurs lasten. Zwar fallen die Verkaufszahlen des Unkrautvernichters selbst für Bayer kaum ins Gewicht, doch könnte auch das viel größere Geschäft mit dem gentechnisch manipulierten Saatgut Roundup Ready leiden. Die daraus entstehenden Pflanzen sind auf Glyphosatresistenz gezüchtet. Nur Anleger*innen, die konsequent auch grüne Gentechnik ausschlossen konnten diesem Finanzdesaster entkommen.