Bereits Anfang vergangenen Jahres hatten wir uns mit nachhaltigen Vermögensverwaltungen auf Fondsbasis auseinandergesetzt und diese mit einfachen nachhaltigen Strategieportfolios verglichen. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Vermögensverwaltungen waren oft intransparent, meist nur ansatzweise nachhaltig und teuer. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wiesen sie kein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis auf als Mischfonds mit vergleichbarem Risikoprofil. Nun sind zwei weitere ETF-Vermögensverwaltungs-Produkte mit grünen Ansprüchen auf den Markt gekommen. Wir haben sie uns genauer angesehen.
Zwei Angebote im Vergleich
Aus dem Umfeld zumindest schon viele Jahre im nachhaltigen Anlagesektor tätiger Experten stammen zwei ETF-Vermögensverwaltungen der Grünen Welt GmbH: Grüne Welt Strategie 50 und Grüne Welt Strategie 100 mit entsprechend anvisiertem Aktienanteil und Risikoprofil. Beide versprechen die Kombination von regelbasierten Investments (ETFs) mit einem zweistufigen ethischen und ökologischen Anlagefilter.
Demnach sind Unternehmen ausgeschlossen, deren Geschäftsmodell mit kontroversen Waffen oder mit Kernenergie in Zusammenhang steht, oder die gegen mindestens einen der vier Bereiche des UN-Global Compact verstoßen: Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Desweiteren sollen nach dem best-in-class-Prinzip ESG-Kriterien auf das gesamte Anlageuniversum angewendet werden.
Bereits vor einem Jahr wurde der vermögensverwaltende Dach-ETF Fonds „Kölner Nachhaltigkeitsfonds“ durch die RP Rheinische Portfolio Management GmbH aufgelegt. Letztere hat auch konventionelle Fonds aufgelegt weist aber durchaus eine gewisse Nachhaltigkeits-Expertise auf. Außer dem Fonds bietet sie auch zwei nachhaltige Vermögensverwaltungsstrategien an. Diese haben wir bereits im Newsletter 2-2019 behandelt. Sie sollen deshalb hier nicht noch einmal thematisiert werden.
RP verspricht weltweit nur in Unternehmen zu investieren, welche klar definierte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Die Investition soll nach eigenen Angaben zu einem nachhaltigen Wandel in der Wirtschaft beitragen. Das soll einerseits durch breitgestreute ESG-ETF’s andererseits durch Themen-ETF’s im Bereich Wasseraufbereitung, erneuerbare Energien und Recycling erreicht werden. Es werden zwar keine Ausschlusskriterien formuliert, anhand eines monatlichen Nachhaltigkeitsreportings wird jedoch eine differenzierte ESG-„Leistungsbilanz“ erstellt.
Konsistenz der Anlagestrategie
Die Anlagestrategie der Vermögensverwaltung aus der Grünen Welt überzeugt durch klar definierte Ausschlüsse und eine gegenüber dem MSCI World weniger US-lastigen Portfolio. RP kann mit der Impactorientierung von Themen-Fonds punkten, die sich auch deutlich in der ESG-Leistungsbilanz niederschlägt.
Auf Basis der exemplarisch oder konkret benannten Index-Fonds ist bei beiden kein „tiefgrüner“ Ansatz erkennbar. Bei beiden dominieren die üblichen Verdächtigen unter den ETF-Anbietern (Blackrock, BNP, JPM, Lyxor, UBS) bei denen schon auf Anbieterebene aus unserer Sicht Vorbehalte angebracht sind. Immerhin finden sich vereinzelt auch Fonds mit stringentem Nachhaltigkeitsansatz.
Beide verlassen sich mehr oder weniger unkritisch auf gute Nachhaltigkeitsbewertungen von MSCI SRI – Dadurch bleiben eine Vielzahl kontroverser Unternehmen im Portfolio. Dies lässt sich über das Portal Faire Fonds von Facing Finance* näherungsweise bestimmen. Der von Grüne Welt exemplarisch benannte IShares MSCI USA SRI oder der von PR benannte UBS MSCI World Socially Responsible enthalten beide z.B. über 15% kontroverse Unternehmen. Selbst die unter ESG-Aspekten besten ETF’s erreichen also nicht die Nachhaltigkeitsqualität von guten gemanagten ESG-Fonds.
Transparenz
Hinsichtlich Transparenz überzeugt der RP- Kölner Nachhaltigkeitsfonds zunächst mehr als die Vermögensverwaltung der Grünen Welt GmbH. Letztere stellt weder die genaue Aufteilung des Portfolios noch die laufende Entwicklung gegenüber einer Benchmark dar. Es werden zwar konkrete Ausschlüsse definiert und auch börsentäglich abrufbare Titelzusammenstellung veröffentlicht – die für ETF typische sehr marktbreite Anlage bzw. deutliche höhere Einzeltitelanzahl macht eine Überprüfung aber im Einzelfall sehr aufwändig. Die oben genannte Überprüfung anhand der Datenbank von Facing Finance lässt in etlichen Stellen Zweifel an der Einhaltung der Global-Compact-Richtlinien aufkommen.
RP arbeitet zudem auch mit nicht replizierenden ETF’s von Lyxor, bei denen die Wertentwicklung des Index über Derivate „nachgebildet“ wird. Transparenz sieht anders aus.
Kostenstruktur
Die Einrichtungsgebühr für die Vermögensverwaltung der Grünen Welt beträgt 3% des Anlagebetrags. Inklusive der Transaktionskostenpauschale bei einem empfohlenen Anlagevolumen von 25.000 € entstehen jährlich laufende Kosten in Höhe von 2,14%.
Für den Kölner Nachhaltigkeitsfonds werden bis zu 5% Ausgabeaufschlag fällig. Die laufenden Kosten werden mit 1,94% angegeben. Je nach Verwahrungsstelle können noch Depotgebühren hinzukommen. Die Gesamtkosten bewegen sich jedenfalls in etwa auf der Höhe von gemanagten Aktienfonds-Portfolios oder etwas darüber.
Wertentwicklung
Da die Angebote noch nicht lange am Markt sind gibt es keinen Trackrecord zur Wertentwicklung. Üblicherweise behelfen sich die Anbieter deshalb mit sogenannten Backtests. Diese lassen sich durch entsprechend gewählte Referenzzeitpunkte und Vergleichsfonds schönen und sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Die Backtest-Darstellung des Kölner Nachhaltigkeitsfonds vergleicht beispielsweise die institutionelle Tranche mit einer Retailtranche des Fondsklassikers Ökovision. Dabei schneidet der Kölner Fonds über 9 Jahre etwas besser ab. Im realen Vergleich der beiden Retailtranchen über ein Jahr liegt dagegen Ökovision vorne. Die Vermögensverwaltung von Grüne Welt liegt im ersten Halbjahr 2020 noch über 10 Prozent im Minus. Gute gemanagte Aktienfonds liegen bereits im Plus. Das überzeugt nicht.
* Ausführliche Analyse gängiger ETF-Fonds durch Facing Finance