Das Analysehaus Franke und Bornberg hat zum dritten Mal ihren ESG-Report veröffentlicht. Darin werden Bemühungen um Nachhaltigkeit marktrelevanter Versicherungsunternehmen dokumentiert. Grundlage ist eine Umfrage, deren Beantwortung freiwillig ist. Im Ergebnis zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. Doch die Angaben sind uneinheitlich und lückenhaft. Von umfassender Transparenz sind die Unternehmen noch weit entfernt.
Positive Entwicklung und harte Kritik
Die gute Nachricht: Versicherungen und versicherungsnahe Gesellschaften verbessern ihre Nachhaltigkeitsbilanzen. Zu diesem Ergebnis kommt der dritte ESG-Report des renommierten Analysehauses Franke und Bornberg. 28 Akteure, darunter 23 Versicherer, die einen Marktanteil von rund 50% abdecken, haben daran teilgenommen.
Im Vorwort des Berichts, der kostenlos über das Analysehaus bezogen werden kann, geht das Autoren-Team überraschend hart mit der Politik ins Gericht. An politischen Beschlüssen und Aussagen bzw. Ankündigungen fehle es beim Thema Nachhaltigkeit zwar nicht. Vielfach fehle jedoch die praktische Umsetzung oder die Maßnahmen seien kontraproduktiv.
So haben statt den Hunger in der Welt zu reduzieren und für eine gleichmäßigere Verteilung von Wohlstand zu sorgen, viele Maßnahmen in der Pandemiezeit die Probleme drastisch vergrößert. Seit Beginn der Covid-Pandemie, entfielen 63 Prozent der Vermögenszuwächse auf das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung. Auf die restlichen 99 Prozent der Weltbevölkerung verteilte sich nur 37 Prozent. In Deutschland sei das Verhältnis sogar noch extremer.
Machen es die Versicherer besser?
Sowohl im Leben- als auch im Sachversicherungsgeschäft werden zunehmend Produkte mit Nachhaltigkeitscharakter lanciert. 17 teilnehmende Unternehmen gaben an, ESG-konforme Produkte anzubieten, zwei weitere entwickeln solche. Auch in den Bereichen Energie, Abfall, Mobilität und Frauenquote haben sich die meisten Versicherer verbessert, wie die Umfrage ergab.
16 der 28 Befragten gaben an, Maßnahmen zur Kompensation ihres CO2-Fußabdrucks einzusetzen*. Im Bereich der Lebensversicherung gaben immerhin elf Unternehmen an, ihr Sicherungsvermögen nach Artikel acht oder neun der EU-Offenlegungsverordnung eingestuft zu haben oder solche Fonds zu nutzen.
Das klingt alles recht gut, aber wie belastbar die freiwilligen Angaben der Unternehmen sind, ist eine andere Frage. Noch gibt es keine einheitliche Datenerhebungen, so dass die Angaben der Gesellschaften kaum vergleichbar sind. Insbesondere zur Verwendung ihrer über eine Billion Euro schweren Kapitalanlagen halten sich die Unternehmen eher bedeckt. Zwischen dem kompletten Sicherungsvermögen und der Nutzung einzelner Fonds klafft ein riesiger Spielraum. Der tatsächliche Impact ist also kaum nachvollziehbar. Mehr Transparenz wäre auch hier erforderlich, finden wir. Der ESG-Report zeigt zumindest Verbesserungspotenziale auf.
*Siehe zu diesem Thema unseren kritischen Artikel zum Climate Washing