Dass deutsche Lebensversicherungsgesellschaften gegenüber ihren europäischen Nachbarn Nachholbedarf haben offenbarte der jüngste Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen. Lediglich 1% des nachhaltigen Anlagemarktes in Deutschland wird durch sie eingenommen. An dem um umgerechnet gut 100 Mrd Euro größeren Schweizer Markt dagegen partizipieren Versicherungsunternehmen bereits mit 20% des Anlagevolumens.
Nun ist mit der Bayerischen Lebensversicherung immerhin ein weiterer deutscher Versicherer aus dem Dornröschenschlaf erwacht und hat unter dem Label Pangaea eine konsequent nachhaltige Produktlinie platziert.
In der einschlägigen Fachpresse wurde das nicht nur weitgehend totgeschwiegen: bei Handelsblatt, das Investment, das Capital und Co sucht man unter dem Stichwort vergeblich. So dies thematisiert wurde, wie im renommierten Versicherungsjournal, dann mit deutlich negativer Bewertung. Beispielhaft dafür steht der Wirtschaftsjournalist Reinhold Müller, der sich in die Hypothese versteigt, dass sich in der Hinwendung der Lebensversicherer zur Ökologie reine Hilflosigkeit angesichts von Niedrigzinsen und „überbordender Regulierung“ zeigt. Man wolle den Versicherten unter grünem Deckmantel einfach nur weniger Sicherheit verkaufen.
Diese Diagnose grenzt in mehrfacher Hinsicht an Realitätsverweigerung. Einerseits gibt es die Bestrebungen mit der Gründung von oeco capital (inzwischen verschmolzen zur Concordia oeco) seit über 20 Jahren – damals waren noch Hochzinsen und eher Deregulierung an der Tagesordnung.
Zum zweiten war eben die verhängnisvolle Deregulierung der US-amerikanischen Finanzmärkte in den 90er Jahren der Ausgangspunkt für die Finanz- und Schuldenkrise und damit eben auch des aktuellen Niedrigzinsumfeldes.
Schließlich kann es ohne die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten gar kein sinnvolles Risikomanagement geben, denn eines ist sicher: nur wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten können wir dauerhaft ertragreich wirtschaften. Genau deshalb sind Lebensversicherungen, die ihren Auftrag ernst nehmen für nachhaltige Investments prädestiniert.
Es ist deshalb positiv, dass das Thema bei einem weiteren bilanzstarken Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit angekommen ist.