In der Corona-Krise konnten US-Milliardäre ihr Kapitalvermögen annähernd um 30 Prozent erhöhen. Die reichsten fünf sogar um knapp 60%. Die Schere zwischen arm und superreich ist sprunghaft weiter aufgegangen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Nicht nur wirtschaftliche Stabilität und sozialer Zusammenhalt sind bedroht sondern auch unsere demokratische Kultur.
Krise? Welche Krise?
Auch wer den großen Finanz- und Versicherungskonzernen kritisch gegenübersteht, wird sie kaum für uninformiert halten. Hinsichtlich der Notwendigkeit ihre Anlagestrategien stärker auf Nachhaltigkeitsaspekte auszurichten haben die großen Player die Zeichen der Zeit erkannt, wenngleich sie keinesfalls zu den Pionieren gehören. Exemplarisch seien an dieser Stelle BlackRock und Allianz genannt, die den deutschen Anlage- und Versicherungsmarkt dominieren.
Auch hinsichtlich der Entwicklung der Vermögensverteilung haben diese Konzerne einen klaren Blick. Das belegt der jährlich veröffentlichte Allianz Global Wealth Report. dessen jüngste Ausgabe Ende September erschien
Unter der Überschrift „Crisis? What Crisis?“ wird festgestellt, dass COVID-19 (bzw. die in Zusammenhang damit getroffenen Maßnahmen) die tiefste weltwirtschaftliche Rezession der vergangenen 100 Jahre ausgelöst hat. Auf die privaten Finanzvermögen der Reichsten hat dies allerdings keinen nennenswerten Einfluss gehabt.
Obwohl die Realwirtschaft den stärksten Absturz der Neuzeit erlitt, Millionen Menschen ihre Arbeit verloren und deutlich mehr Menschen als im Vorjahr konkret von Hunger bedroht waren stieg der Wert der Finanzanlagen zum 2. Quartal im Vergleich zum Vorjahr deutlich.
Superreiche profitieren am meisten von der Krise
Die menschengemachte Krise trifft also nicht alle Erdenbürger gleichermaßen. Superreiche haben von der Krise sogar erheblich profitiert. „…die Superreichen scheinen sich in der Tat immer weiter und weiter vom Rest der Gesellschaft wegzubewegen“ heißt es wörtlich im Bericht.
Konkreter noch wird inequality.org: Mehr als 50% des US-amerikanischen Aktienvermögens wird durch das vermögendste 1% der US-Amerikaner gehalten. Das Vermögen der US-Milliardäre ist zwischen März und September um über 800 Mrd US-Dollar bzw. 28% angewachsen. Die reichsten 5 (Jeff Bezos, Bill Gates, Mark Zuckerberg, Warren Buffett, and Elon Musk) konnten ihr Vermögen in diesem Zeitraum sogar um 59% steigern.
Die Ärmsten trifft es am härtesten aber auch die globale Mittelschicht verschwindet
Am stärksten von den rigiden Lockdown-Maßnahmen waren die unteren und untersten Einkommensschichten betroffen. Diese leiden nach wie vor an den Folgen der Rezession, die Millionen Jobs kostete. Dies hat nicht nur gravierende soziale sondern auch gesundheitliche Folgen.
Die Corona-Panik hat freilich nur einen Trend verschärft, der schon länger zu beobachten ist. Wie der Allianz-Report feststellt trifft diese Entwicklung nun zunehmend auch die Mittelklasse: Bereits im vergangenen Jahr sind über 200 Millionen Menschen aus der globalen „Wohlstandsmittelklasse“ herausgefallen. Die Existenzängste dürften deshalb auch unter relativ gut Gebildeten und bisher kaum von
COVID-19 im Vergleich harmlos
Diese bedenkliche Entwicklung sollte uns stärker beunruhigen, als die zweite „Corona-Welle“, vor der aktuell allenthalben gewarnt wird. Wie beim Klimawandel bedroht der schleichende Prozesse der Vermögens- und Machtkonzentration nicht nur wirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt sondern auch unsere demokratische Kultur.
Bereits in 2015 hat der Soziologe Hans-Jürgen Krysmanski in einem Buch über „Das Imperium der Milliardäre“ auf den zunehmenden Einfluss der „neuen Oligarchen“ hingewiesen. Über Netzwerke und Stiftungen nehmen diese zunehmend Einfluss auf Medien, Bildung, Wissenschaft und Forschung. Einen Vorgeschmack auf die damit verbundene Polarisierung der Gesellschaft haben wir in den vergangenen Monaten bereits bekommen.
Gut möglich, dass wir im Rückblick einmal zu der Einschätzung kommen, dass COVID-19 im Vergleich dazu eine harmlose Angelegenheit war.