Mit Betreff: „Prävention – Wunderheilmittel für ein krankes Gesundheitssystem“ verschickte kürzlich die Kapitalanlagegesellschaft Robeco-SAM einen Newsletter, in dem sie auf ihren Fonds „Sustainable Healthy Living“ aufmerksam machte. Der Fonds wurde 2007 lanciert, als sich die Hinweise auf eine globale Ausbreitung der Fettleibigkeit mehrten. Er sollte sich auf die wachsende Zahl von Unternehmen fokussieren, die spezifische Lösungen zur Verbesserung der Nahrungsmittelqualität und -sicherheit, zur Förderung körperlicher Aktivität und zur Weiterentwicklung der Diagnostik bereitstellen.
Gesunde Ernährung, Förderung körperlicher Aktivität, Körperpflege und effiziente Diagnose von Lifestyle-Krankheiten als Investmentstrategie mit der gleichzeitig die Ursachen steigender Gesundheitskosten angegangen werden: Das lässt neugierig werden. Auch die Aussage, dass bevorzugt in Unternehmen investiert wird, die ihre Cashflows in neue Projekte reinvestieren anstatt in Aktien von Unternehmen, die „empire building“ betreiben hört sich gut an. Der Fonds kann zudem eine solide Performance vorweisen. Das Konzept scheint also aufzugehen.
Das Interview mit dem Portfoliomanager offenbarte allerdings ein zweifelhaftes Verständnis. Danach befragt, welche Healthy Living Produkte er selber regelmäßig nutzt antwortete Moritz Dullinger unter anderem: „Dosenpfirsiche von Fresh Del Monte“. Begründung: „sie schmecken gut und sind sehr lange haltbar!“ Auf die Idee, Dosenpfirsiche unter Healthy Living Produkte einzusortieren muss man erst mal kommen.
Damit aber nicht genug: Im ‚ethical consumer‘-Rating erhält ‚Fresh Del Monte‘ in allen wesentlichen Kategorien von Umweltberichterstattung über Arbeitsbedingungen bis zum Management der Lieferkette und Tierschutzstandards die schlechteste aller möglichen Bewertungen. Auch durch aggressive Steuervermeidungsstrategien und widerrechtlich erworbene Zuchtpatente ist die Nachfolgefirma der berüchtigten United Fruits Company in die Schlagzeilen geraten. So ein Unternehmen in das Anlageuniversum eines Nachhaltigkeitsfonds aufzunehmen ist nicht nur blamabel – es grenzt an grobe Anlegertäuschung. So lange es so etwas gibt werden unabhängige Beratungskräfte wohl nicht arbeitslos.
Nachtrag v. 9.5.2017: Die Kapitalanlagegesellschaft legt Wert auf die Feststellung, dass Sie trotz der Erwähnung von ‚Fresh Del Monte‘ im o.g. Interview zu keinem Zeitpunkt dort investiert war. Aus dem Kontext des Interviews lässt sich allerdings schließen, dass ein solches Investment auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen wäre. Warum sollte das Unternehmen sonst überhaupt ausdrücklich erwähnt werden?