Im Internet finden sich viele Portale, die es grundsätzlich ermöglichen, selbst Rentenversicherungen zu vergleichen. Es gibt zwar unzählige verschiedene Produkte, die sich aber mittels Datenbanken und Rechenprogrammen vergleichen lassen. Das setzt allerdings voraus, dass wir die unterschiedlichen Annahmen und Berechnungsmethoden der Anbieter verstehen, die den Ergebnissen zu Grund liegen. Sonst vergleichen wir nämlich Äpfel mit Birnen. Wer nur nach der höchsten Rentenleistung Ausschau hält wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine Fehlentscheidung treffen.
Drei Schritte vor dem Vergleich
Mandant*innen, die wir im Rahmen von Coaching beim selbstorganisierten Vergleich von Altersvorsorgeprodukten unterstützen, empfehlen wir zunächst in drei Schritten vorzugehen, bevor der eigentliche Tarifvergleich beginnt:
- Geeignete/n Versorgungsweg/e identifizieren
- Geeignete Versorgungsträger identifizieren
- Geeignete Tarife identifizieren
Welcher Versorgungsweg für mich Sinn macht hängt einerseits von meiner beruflichen und familiären Situation ab. Andererseits spielt auch eine Rolle, welche Ansprüche ich an die Versorgung stelle. Geht es mir um weitgehende Verfügbarkeit über das angesparte Kapital, Wahl zwischen Rente und Kapitalauszahlung und/oder um die Nutzung möglichst hoher staatlicher Förderung? Bei Zielkonflikten und/oder hohen Anlagebeträgen ist es sinnvoll, mehrgleisig zu fahren. Zur Orientierung lassen sich gut die DIA-Tools verwenden.
Die Wahl geeigneter Versorgungsträger ist wichtiger oder mindestens ebenso wichtig, wie die Wahl der Tarife. Letztlich spielt die Leistungsfähigkeit des Trägers eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob das vertraglich gegebene Leistungsversprechen später auch einmal eingehalten werden kann.
Auch die Frage ob eine nachhaltige Geldanlage angeboten wird spielt eine bedeutende Rolle. Es ist unwahrscheinlich, dass Gesellschaften, die keine oder nur wenige nachhaltige Anlagelösungen anbieten auf Dauer am Markt erfolgreich sein können. Im Zweifelsfall ist das konkrete Angebot an nachhaltigen Vorsorgelösungen ein zuverlässigerer Indikator als wohlklingende Erklärungen des Anbieters. Ein Blick auf die Anzahl und Qualität der zur Verfügung stehenden nachhaltigen Investmentfonds ist auf jeden Fall aufschlussreich.
Risiken auf Anbieterebene
In Bezug auf die Leistungsfähigkeit können Interessierte auf gängige Ratings zurückgreifen. Finsinger-Rating, Ascore oder Morgen & Morgen enthalten differenzierte Bewertungen der Versicherer. Natürlich gibt es Abweichungen im Gesamtrating je nach Quelle. Gesellschaften, die bei allen Ratings schlecht abschneiden sollten jedoch möglichst gemieden werden. Nicht geeignet sind aus unserer Sicht Ratings, die vorwiegend auf Servicequalität oder Größe abstellen. Das sind in der Regel keine zuverlässigen Indikatoren.
In Zeiten sinkender Erträge bieten Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit eher die Gewähr, dass die bereits niedrige Nettoverzinsung nicht durch eine niedrige Ausschüttungsquote an die Versicherten noch weiter belastet wird (beispielsweise weil auch Aktionäre bedient werden müssen). Sie sind in der Regel auch mit einer höheren Eigenkapitalquote ausgestattet. Allerdings müssen auch Versicherungsvereine eine gewisse Finanzstärke aufweisen und ihr Portfolio sollte so diversifiziert sein, dass es in der Lage ist eine längere Niedrigzinsphase auszuhalten.
Gesellschaften, die weder Fondstarife noch Berufsunfähigkeitstarife anbieten werden es schwer haben, sich in einer langandauernden Niedrigzinsphase zu behaupten. Umgekehrt haben Versicherungen, die nur noch fondsgebundene Tarife anbieten möglicherweise bereits Schwierigkeiten, ihren Garantieverpflichtungen nachzukommen. Sie sollten ebenfalls kritisch unter die Lupe genommen werden. Ebenso Gesellschaften, die einen Teil ihrer Bestände bereits verkauft haben, um Leistungsverpflichtungen abzubauen.
Risiken auf Tarifebene
Die Frage des Risikos besteht freilich nicht nur auf Ebene der Versorgungsträger, sondern auch auf Tarifebene. Genau wie bei jeder anderen Art von Kapitalanlage gilt es, sich zunächst über die eigene Risikobereitschaft Gedanken zu machen. Viele Gesellschaften bieten inzwischen flexible Möglichkeiten, das Garantieniveau entsprechend einzustellen. Es sollten dann auch nur solche Tarife verglichen werden die mit einem ähnlichen Risikoprofil ausgestattet sind.
Nicht alle geförderten Tarif beinhalten Garantien
Auch sollte eine steuerliche Förderung der öffentlichen Hand nicht mit einer Leistungsgarantie verwechselt werden: Nicht alle gesetzlich geförderten Tarife beinhalten Garantien. Dies gilt bislang nur für alle Zulagentarife nach dem Riester-Modell und für die meisten Angebote im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung.
Nur wer mindestens noch dreißig, vierzig Jahre Zeit hat, kann möglichen zwischenzeitlichen Kursverlusten, die insbesondere bei Aktienfonds unvermeidlich sind, relativ gelassen gegenüberstehen. Die Anzahl der Jahre, die benötigt werden, um frühere Verluste auszugleichen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen und dürften noch weiter steigen.
Es gibt verschiedene Techniken der Verlustbegrenzung. Diese sind jedoch oft kostspielig. Mit einer entsprechend Anlagehorizont und Risikoneigung vorgenommenen Fondsauswahl lassen sich meist bessere Ergebnisse erzielen als mit zusätzlichen „Sicherheitsnetzen“. Bei entsprechenden Anlagebeträgen lassen sich auch klassische bzw. schwankungsarme und sogenannte „volatile“ also in der Wertentwicklung stark schwankende fondsbasierte Tarife kombinieren. Dieses Vorgehen ist meist kostengünstiger als eine defensive Fondsauswahl oder ein „Sicherheitsbaustein“ im Rahmen eines Fondstarifs.
Nachdem wir die drei oben genannten Schritte durchlaufen haben, können wir Rentenversicherungen sinnvoll vergleichen.
Fortsetzung folgt: Durch den Dschungel der Tarifvergleiche