Seit Veröffentlichung der ersten WHO-Reports zur Ausbreitung des Coronavirus COVID-19 haben die gängigen Börsenindices empfindliche Rückschläge erlitten. DAX und MSCI World sackten innerhalb eines Monats um über 20 Prozent ab. Auch manche nachhaltig orientierten Anleger*innen reagierten zunächst mit Nervosität. Sie waren jedoch deutlich weniger betroffen. Über 30 Tage betrug die durchschnittliche Korrektur in den von uns betreuten defensiven nachhaltigen Strategieportfolios Anfang März lediglich rund 2 Prozent. Gemessen am Vorjahresstand waren alle Anleger*innen noch im Plus.
Gründe für die Vorteile Nachhaltiger Anlagen
Das hat verschiedene Gründe. Einerseits betraf die Korrektur nicht alle Aktienwerte gleichermaßen. Das Onlineportal Ecoreporter verwies vor wenigen Tagen darauf, dass etliche Solartitel seit Jahresanfang noch deutlich zweistellig im Plus liegen. Im Großen und Ganzen waren nachhaltige Werte im Vergleich zum konventionellen Markt wertstabiler. Das liegt möglicherweise daran, dass hinsichtlich Nachhaltigkeit kritische Branchen (insbesondere Rohstoffe, Automobilbranche, Flugverkehr) in nachhaltigen Fonds eher unterrepräsentiert sind.
Besonders betroffen von den Kurseinbrüchen waren zudem indexorientierte Fonds. Die verzeichnen zwar auch im nachhaltigen Anlagemarkt Zuwächse , weisen aber gegenüber dem konventionellen einen geringeren Marktanteil auf. Grund: Es gibt nur wenige konsistente nachhaltige Indexfonds bzw. indexnahe Fonds.
Mikrokredite und Gold stabilisieren Portfolios
Andererseits gab es auch Gegenbewegungen in der Kursentwicklung bei anderen Anlageklassen insbesondere bei Gold. Hier stiegen die Kurse seit Jahresbeginn noch einmal deutlich. Bei entsprechender Beimischung sorgte das zumindest teilweise für Ausgleich zum Abwärtssog am Aktienmarkt. Eine Anlage in Goldbarren aus Recyclingproduktion ist unter Nachhaltigkeitsaspekten vertretbar und wurde von uns als Beimischung in vielen Fällen empfohlen.
Mikrofinanzfonds, die unter Impact-Aspekten eine besonders sinnvolle Anlage darstellen, waren überhaupt nicht von Kurseinbrüchen betroffen. Sie profitierten teilweise sogar von sinkenden Währungsabsicherungskosten. Dasselbe gilt für genossenschaftliche oder ander unternehmerische Direktbeteiligungen. Wieder einmal bewahrheitet sich die Feststellung, dass eine sinnvolle strategische Ausrichtung des Anlageportfolios wichtiger ist als hektisches Agieren in schwierigen Zeiten.
Nachhaltige Entwicklungsziele im Blick behalten
Zwar sind die wirtschaftlichen Folgen der globalen Infektionswelle noch nicht ganz abzusehen. Die Erfahrungen mit früheren Pandemien legen jedoch nahe, dass der Höhepunkt nach etwa drei Monaten erreicht sein dürfte. In China hat sich die Zahl der Neuinfektionen bereits drastisch reduziert. Es besteht deshalb für gut positionierte nachhaltig orientierte Anleger*innen kein zwingender Handlungsdruck. Anleger*innen, die auf vermeintlich günstige Indexlösungen gesetzt hatten könnten die Krise zum Anlass nehmen ihre „Billigstrategie“ zu überdenken.
Bei der Trauer über die Opfer der Pandemie sollten wir nicht vergessen, dass täglich fünfmal so viele Menschen an Hunger sterben. Die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind deshalb aktueller denn je.
PS.: Zur nüchternen Einschätzung des CORONA-Virus empfehlen wir die Darstellungen des Pulmonologen Dr Wolfgang Wodarg