Ein Blick auf die Entwicklung der Wertpapiermärkte
Die von uns zu Beginn des letzten Jahres prognostizierte Korrektur an den Wertpapiermärkten hat in mehreren Wellen stattgefunden und festverzinsliche Anleihen ebenso wie Aktien betroffen. Zumindest der Aktienmarkt hat aber noch lange nicht alle Risiken eingepreist. Wir geben deshalb noch keine Entwarnung!
Die drastischen Zinsschritte der Notenbanken entwerteten unmittelbar die in den letzten Jahren angesammelten niedriger verzinsten Wertpapiere der Kapitalanlagegesellschaften. Mischfonds traf es sowohl auf der Renten- als auch der Aktienseite und somit besonders heftig. Lediglich Kurzläufer, inflationsgekoppelte Anleihen und flexible Mischfonds konnten sich dem massiven Abwärtstrend etwas entziehen. Dagegen blieb Gold eine einigermaßen verlässliche Inflationsbremse.
Erstmals seit Langem waren Nachhaltigkeitsfonds gegenüber konventionellen Werten deutlich im Nachteil und stellen uns nun vor eine Geduldsprobe. Das stellte die Zeitschrift Finanztest bereits im August letzten Jahres fest. Öl- und Rüstungstitel wie Exxon oder Lockheed Martin boomten. Zwar konnten vereinzelt auch Solartitel kräftig zulegen, insgesamt reichte das jedoch nicht aus, um die konfrontationsbedingten Nachteile auszugleichen.
Hinzu kam die Euro-Schwäche, gegenüber dem US-Dollar, die sich erst im 4. Quartal wieder etwas auflöste. Nun macht sich langsam die Erkenntnis breit, dass die FED-Zinspolitik, die der US-Währung zunächst einen Bewertungsvorsprung verschaffte, die US-amerikanische Realwirtschaft nicht weniger hart treffen wird.
Die von den USA proklamierten Autarkieziele, insbesondere aber die aggressive An- und Rückwerbung strategisch bedeutsamer Produktionskapazitäten im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ deutet eine Ära der Deglobalisierung an, die zwar das rohstoffarme Europa besonders stark belasten dürfte, aber auch global zu einigen Verwerfungen führt.
Die Folgen dieser Fragmentierung der Weltwirtschaft und der Zinserhöhungen sind in die aktuelle Bewertung der Aktientitel aus unserer Sicht noch nicht eingepreist. Alles deutet deshalb darauf hin, dass wir die Talsohle hier noch nicht erreicht haben. Auch Hochzinsanleihen dürften im Zuge von Unternehmensinsolvenzen weiter unter Druck geraten. Mikrofinanzfonds mussten zwar auch eine höherer Volatilität hinnehmen, stabilisierten aber eher die Portfolien. Die stärkere wirtschaftliche und monetäre Integration von BRICS-Staaten und im asiatischen Raum dürfte ohnehin dafür sorgen, dass Schwellenländer im Vergleich zu früheren globalen Wirtschaftskrisen weniger stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Sollten die westlichen Zentralbanken ihren geldpolitischen Kurs korrigieren dann dürften solide Unternehmensanleihen davon als erste profitieren. Erste Anzeichen dazu gibt es bereits. Gleichzeitig wird uns eine zwar sinkende aber nach wie vor überdurchschnittlich hohe Inflation begleiten. Gold und außerbörsliche Sachwerte bleiben deshalb wichtige Bestandteile in jedem Portfolio. Wenn wir auf breite Sicht noch keine Entwarnung geben heißt das nicht, dass es nicht auch Chancen in einzelnen Bereichen gibt.