Die Corona-Krise hat mittlerweile auch Schwellen- und Entwicklungsländer erreicht. Der Präsident von Tansania Magufuli hat sich zwar jüngst kritisch über Coronatests geäußert. Er wies darauf hin, dass sogar Abstriche von Papayas und Ziegen positive Testergebnisse erbrachten. Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen haben jedoch in vielen dieser Länder drastische wirtschaftliche Konsequenzen. Deshalb sind auch Mikrofinanzfonds im Corona-Stresstest.
Der Grund liegt darin, dass Mikrofinanzfonds ihren Schwerpunkt in der Refinanzierung von Mikrofinanzinstituten (MFI) haben, die in Schwellen- und Entwicklungsländern Mikrokredite an Kleinunternehmer*innen vergeben.
Abwertungen sind moderat
Die bisherigen Abwertungen der Fonds von rund 5 Prozent sind allerdings moderat und aus unserer Sicht keineswegs ein Grund, sich von dieser Anlageklasse zu trennen. Sie weist nämlich langjährig eine sehr niedrige Volatiliät (Wertschwankungsbreite) auf, die sie auch für defensive Anleger*innen interessant macht.
Tatsächlich kam es bislang zu keinen wesentlichen Zahlungsausfällen der MFI’s. Der Grund für die Wertabschläge liegt stattdessen in der Verwendung eines Bewertungsmodells. Dieses berücksichtigt neben Finanzkennzahlen der MFI‘s auch Risikoprämien von Staatsanleihen der jeweiligen Länder. Auf diese werden momentan erhöhte Risikoprämien (sogenannte Spreads) berechnet. Das führt dann zu einer „technischen“ Abwertung einzelner Positionen in den Fonds.
In anderen Worten: Die Korrekturen resultieren nicht aus tatsächlichen Kredit- oder Zinsausfällen, sondern stellen eine rein präventive Wertberichtigung dar. Wir gehen aus mehreren Gründen davon aus, dass die Korrekturen sich in den nächsten Monaten wieder ausgleichen werden.
Gründe für Optimismus
Mittlerweile liegen mehr als 50 internationale Studien zur Letalität des SARS-CoV-2-Virus vor. Demnach ist das Virus selbst deutlich weniger gefährlich als ursprünglich angenommen. Eine Studie der renommierten Stanford University in Kalifornien kam beispielsweise zum Ergebnis, dass die früheren WHO-Annahmen zur Letalität um mindestens den Faktor 20-30 nach unten korrigiert werden müssen.
Eine vergleichende israelische Studie der Entwicklung in 23 verschiedenen Ländern kam zum Ergebnis, dass die Infektionswelle nahezu gleichmäßig nach etwa 10 Wochen ihr Ende erreicht und zwar völlig unabhängig vom Land und von irgendwelchen Lockdown-Maßnahmen.
Zudem haben alle bedeutenden internationalen Gläubiger signalisiert, die MFI’s in der aktuellen Situation zu unterstützen. Die Institute haben also auch bei Zahlungsverzug keine Insolvenz zu befürchten.
Empfehlungen
Da es bei Mikrofinanzfonds ohnehin eine Kündigungsfrist von drei Monaten gibt, macht eine Kündigung zum augenblicklichen Zeitpunkt keinen Sinn. Stattdessen könnten insbesondere defensiv ausgerichtete Anleger*innen die jetzt relativ günstige Bewertung für Einstieg oder Zukauf von Anteilen nutzen. Mikrofinanzfonds werden sich im Corona-Stresstest behaupten. Als Impact-Investment macht die Anlage ohnehin im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Sinn.