Wenn schon der Chef der größten US-Bank J.P. Morgan Chase vor einer Krise an den Anleihenmärkten warnt, dann sollten Anlegerinnen und Anleger aufhorchen. Die schwache Nachfrage nach treasuries treibt die Kosten der Staatverschuldung weiter in die Höhe und das belastet indirekt auch Wirtschaft und private Haushalte. Die Zinszahlungen auf die Staatsschulden könnten 2035 schon 30 Prozent des Staatshaushalts ausmachen. Wenn US-Anleihen schwächeln wäre der Status des Dollars als Leitwährung schneller in Frage gestellt als vielen bewusst ist.
Zinsbelastung steigt stark
Der zuletzt schwache Absatz neu emittierter US-Staatsanleihen belastet den gesamten US-amerikanischen Anleihemarkt und damit das weltweite Finanzsystem. Dazu muss man sich vor Augen halten, dass US-Anleihen etwa 40 Prozent des globalen Marktes ausmacht, obwohl die US-Wirtschaft in Kaufkraftparität nur noch etwa 15 Prozent der Weltwirtschaft ausmacht.
Die mangelnde Nachfrage trieb nicht nur die Renditen in die Höhe – sie markiert auch ein zunehmendes Misstrauen hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit. Schon wird von „griechischen Verhältnissen“ geredet. Denn diese Entwicklung lässt zu der absoluten Zunahme der Staatsverschuldung auch noch eine schnellere Erhöhung der laufenden Zinsbelastungen treten.

Unsicherheit wächst
Gleichzeitig hat die Regierung unter Trump nun mit dem „one big beautiful bill act“ ein Paket aus Steuersenkungen und Rüstungserhöhungen geschnürt dem keine adäquaten Ausgabenkürzungen gegenüberstehen, was die Schuldensituation weiter verschärfen dürfte. Es erreichte im Repräsentantenhaus nur deshalb eine Mehrheit, weil seit der letzten Wahl drei demokratische Abgeordnete verstorben sind. Allein die Verlängerung der Anfang 2026 auslaufenden Steuererleichterungen wird in den nächsten 10 Jahren zwischen vier und fünf Bill. US-Dollar kosten.
Nun kam es deswegen auch zwischen Trump und seinem engsten Berater Musk zu einem in scharfer Form öffentlich ausgetragenen Eklat. Unausgewogene Steuererleichterungen und Sparmaßnahmen könnten die US-amerikanische Gesellschaft weiter spalten. Das würde die Investitionsbereitschaft im Land eher noch schwächen, als sie zu stärken. Das von der Universität Michigan kontinuierlich erhobene Verbrauchervertrauen ist seit der Wahl jedenfalls deutlich gefallen auf einen der tiefsten Stände der Nachkriegszeit.

All das dürfte wiederum auch die Ausfallwahrscheinlichkeit von Kreditschulden erhöhen und
sowohl Aktien- als auch Anleihemärkte belasten. Wer das Übergewicht amerikanischer Titel noch nicht abgebaut hat sollte jetzt dringend damit anfangen. Geldanlagen außerhalb der klassischen Wertpapiermärkte nehmen an Bedeutung zu. Trotz des bereits hohen Kurses bleibt
auch Gold eine sinnvolle Beimischung – übrigens auch Nachhaltigkeitsgründen.