In letzter Zeit wird des öfteren ein Fragment aus Friedrich Schiller’s unvollendetem Werk „Demetrius“ zitiert: „Krieg ist der beste Kaufmann – er macht aus Eisen Gold“. Vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege entwickelte Schiller sein Drama um einen vermeintlichen Zarensproß, der mit Hilfe Polens den russischen Thron zu erobern sucht. Dabei hat er sich offensichtlich auch mit Interessen jenseits idealistischer Gesinnung auseinandergesetzt. Freilich zielt der Aphorismus nur auf die wenigen – heute würde man wohl Investoren sagen – die sich unmittelbar im Rüstungsbereich „engagieren“. Für die anderen galt zu allen Zeiten: Krieg ist
ein schlechter Investor. Das lässt sich empirisch belegen.
Kriegsjahre sind Inflationstreiber
Kriege sind bekanntermaßen nicht nur mit massenhaftem Tod, Elend und dem Ausbruch von Epidemien verbunden. Sie sind auch die zuverlässigsten Vernichter vom Wohlstand und dem was in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur „Kaufkraft“ genannt wird. Das lässt sich beispielhaft am
verschärften Kaufkraftverlust des US-Dollars in den letzten drei großen Kriegen illustrieren, an denen die USA maßgeblich beteiligt waren: Die beiden Weltkriege und der Vietnam-Krieg. Krieg und Nachkiegszeit zusammen ließen die Kaufkraft der Währung jeweils rund um die Hälfte schrumpfen. Mag Krieg für einige einen großen Gewinn bedeuten, so ist er für die meisten doch mit dramatischen Vermögensverlusten verbunden.
Kriegsjahre sind schwache Börsenjahre
Zwar heißt es: Der Krieg sei der Vater aller Dinge, zumindest ein Motor für Innovation und Fortschritt. Tatsächlich werden in Kriegszeiten durch massive staatliche Forschungsprogramme gelegentlich technologische Entwicklungen unterstützt. Die Förderung der Entwicklung von Mikroprozessoren während des Vietnamkriegs trug beispielsweise zweifellos zur heutigen US-Dominanz im IT-Bereich bei. Wer allerdings in den breiten Markt industrieller Wertschöpfung investierte, musste in dieser Zeit lange Durststrecken erdulden. Meist sanken die Börsenkurse in Kriegszeiten – inflationsbereinigt sogar erheblich. Dass es auch in Friedenszeiten zu erheblichen Verlusten kommen kann zeigt uns der Börsencrash ab 1929. Frieden führt allerdings sehr viel wahrscheinlicher zu allgemeinem Wohlstand. Vor Verlusten schützt er zwar nicht. Wahrscheinlicher ist aber, dass Krieg die Geldanlage gefährdet. In anderen Worten: Krieg ist ein schlechter Investor.