Was haben Spekulation mit Grundnahrungsmitteln und Hochwasserschäden gemeinsam? Sie sind beide eng mit dem Klimawandel verknüpft und: es gibt einen Wirtschaftszweig, der sich nicht mit ‚alternativen Fakten‘ um dieses Thema herum reden kann: Die Versicherungswirtschaft.
Ein Blick auf die Fakten
Als die Nahrungsmittelpreise 2007/2008 explodierten und dies insbesondere für viele der ärmsten Menschen zu existenziellen Pro-blemen führte fiel dies zusammen mit dem Zusammenbruch des US-amerikanischen Immobilienmarktes. Anlagekapital flüchtete in den bereits anziehenden Markt für „Grund-Rohstoffe“ was kurzfristig zu einer weiteren Verschärfung des Problems führte.
Wie das Potsdamer Institut für Klimafolgen-forschung (PIK) in einer kürzlichen Presseerklärung betonte, waren jedoch vor allem extreme Klimaereignisse in den letzten Jahrzehnten Auslöser für den jeweils rasanten Anstieg der Getreidepreise und diese haben deutlich zugenommen.
Dies trifft auch auf Extremwetterereignisse hierzulande zu, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in seinem letzten „Naturgefahrenreport“ anhand eigener Schadensstatistiken belegen kann. Deshalb hält der GDV die Bekämpfung des Klimawandels auch für die wichtigste Aufgabe, um die Risiken durch Naturgefahren in einem beherrschbaren Rahmen zu halten.
Die Elementarschäden, für die die Branche im Rahmen ihrer Sach- und Kfz-Versicherungen haftet bewegen sich im Milliarden-Euro-Bereich. Das ist auch für große Gesellschaften keine Nebensächlichkeit.
Der Staat zieht sich zurück
Dass den Gesellschaften das Geschäft nicht ausgeht, dafür sorgt auch die Politik, die in den vergangenen Jahren den Umbau der Energieversorgung nur halbherzig vorantrieb und sich im Übrigen auch aus der Schadensregulierung zurückzieht.
Der bayerische Finanzminister Markus Söder kündigte jüngst an, dass Bayern ab dem 1. Juli 2019 keine Soforthilfe für Hochwasseropfer mehr leisten wird. Bayern war in den vergangenen Jahren eines der Bundesländer gewesen, die am häufigsten und stärksten von Umweltkatastrophen heimgesucht worden waren. Bayern war bis dato auch eines der Bundesländer gewesen, das die Betroffenen bisher am unkompliziertesten und großzügigsten mit Hilfszahlungen unter-stützte. Andererseits: warum soll die Masse der Steuerzahlenden für das Risiko einiger weniger aufkommen, die „einen riskanten Flußblick genießen“? Mit der Ankündigung ist jedenfalls klar, dass Elementarschäden in Zukunft auch als Teil individueller Verantwortung betrachtet wird. Auch wenn dies angesichts der Versäumnisse in der Energie- und Verkehrspolitik fragwürdig ist, so schafft es doch einigermaßen wirksam Problembewusstsein.
Neben privaten Haushalten finden sich unter den Geschädigten natürlich auch viele Gewerbetreibende aus den unterschiedlichsten Branchen. Dabei geht es nicht nur um Sachschäden an Gebäuden und Einrichtung, sondern auch die Belastungen die Betriebsunterbrechungen nach sich ziehen, sowie Aufräum- und Reinigungskosten, die im Einzelfall existenzbedrohend sein können.
Nur in Baden-Württemberg sind entsprechende Versicherungen praktisch flächendeckend zu finden, obwohl die Pflichtver-sicherung dort bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten abgeschafft wurde. Bundesweit ist nur ein Drittel aller Hausbesitzenden gegen Elementarschäden abgesichert. So trug die private Versicherungswirtschaft nach der letzten Elbeflut auch nur etwa 20% der Schäden, die sich auf rund 12 Mrd. Euro summierten. Die Einführung einer Versicherungspflicht wäre sinnvoll ist aber – zumal in Wahljahren – nicht besonders populär.
Keine eigenständige Versicherung
Dabei ist die Elementarschadendeckung in der Regel keine eigenständige Versicherung sondern eine Leistungserweiterung, die im Zusammenhang mit der Gebäude- oder Hausratversicherung abgeschlossen wird. Letztere decken üblicherweise nur Einbruchdiebstahl, Leitungswasserschäden, Sturm, Hagel oder Brand ab. Die Mehrprämien für eine Elementarschadendeckung sind im Verhältnis zum potenziellen Schaden moderat.
In guten Deckungskonzepten ist Elementarschutz sogar standardmäßig enthalten und muss gar nicht separat vereinbart werden. Und in 99% aller Fälle sind laut Aussage des GDV Gebäude problemlos versicherbar. Es besteht also kaum ein Grund zu warten, bis die Politik in Sachen Pflichtversicherung tätig wird. Das nächste Unwetter kommt bestimmt.