Hinter der aktuellen Welthandelskrise verbirgt sich eine seit Jahrzehnten andauernde Dysfunktionalität des internationalen Währungssystems. Oft wird die Abkopplung des Dollars von der Golddeckung als Hauptproblem gesehen. Tatsächlich ist das seit den 70er Jahren zunehmende Handelsbilanzdefizit eine Zeitbombe. In Verbindung mit wachsenden Schulden hätte es schon längst zu einer deutlichen Abwertung des Dollars führen müssen. Nur die Tatsache, dass der Dollar praktisch als internationale Handels- und Reservewährung fungierte, hat dies verhindert. Der unvermeidliche Umbau des Finanzsystems wird wohl ein längerer schmerzhafter Prozess.
Die Auswirkungen der US-Zollpolitik
Im vergangenen November hatten wir davor gewarnt, dass die angekündigte protektionistische Politik unter Trump zu Turbulenzen führen würde und zugleich die Hoffnung geäußert, dass sie pragmatischer ausfallen möge, als befürchtet.
In gewisser Weise hat sich beides bewahrheitet: Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben nicht lange auf sich warten lassen. Der US-Dollar zeigt sich zudem deutlich schwächer als im vergangenen Jahr. Gleichzeit zeigt sich Trump relativ flexibel, was die konkrete Umsetzung seiner Zollpolitik anbelangt. Jedenfalls aber belastet seine Politik den US-Aktienmarkt und auch den US-Dollar als Währung.
Index-Fans im Nachteil
Betroffen sind nun all jene, die geblendet von der US-amerikanischen Aktienblase noch auf Indexfonds als Kerninvestment vertraut hatten. Der vermeintlich marktbreit aufgestellte MSCI World Index setzt sich nämlich zu 70% aus US-Titeln zusammen.
Diese US-Dominanz fällt den Index-Fans nun auf die Füße. Überhaupt sind Indexfonds sogenannte Schönwetter-Fonds. In Krisenzeiten erweisen sich gut gemanagte Fonds in der Regel als überlegen. Wer sich allein von Fondskosten hat leiten lassen ist nun im Nachteil.
Die Dysfunktionalität des internationalen Währungssystems
Hinter der aktuellen Misere verbirgt sich eine seit Jahrzehnten andauernde Dysfunktionalität des internationalen Währungssystems. Oft wird die Abkopplung des Dollars von der Golddeckung als Hauptproblem gesehen. Tatsächlich ist aber das seit den 70er Jahren zunehmende Handelsbilanzdefizit eine tickende Zeitbombe.
In Verbindung mit stark wachsender Überschuldung hätte es schon längst zu einer deutlichen Abwertung des Dollars führen müssen. Nur die Tatsache, dass der Dollar praktisch als internationale Handels- und Reservewährung fungierte, hat dies verhindert. So konnten die USA über Jahrzehnte relativ billig in der Welt einkaufen, während die eigene Industriebasis immer mehr geschwächt wurde.
Resiliente Anlagestrategien gefragt
Noch in 2024 wurde das starke Wirtschaftswachstum der USA gegenüber anderen Industriestaaten hevorgehoben. Was dabei übersehen wurde ist: Die Finanzindustrie stellt etwa 20% des US BIP dar. Das ist mehr als Produktion und Einzelhandel zusammen erwirtschaften.
Die Finanzblase war also zumindest teilweise dafür verantwortlich. Hohe Umsätze beispielsweise im Gesundheitssektor bedeuten zudem auch keineswegs allgemeines Wohlbefinden. Zur Erinnerung: von allen entwickelten Industriestaaten liegt die Lebenserwartung in den USA am niedrigsten.
Der unvermeidliche Umbau des dysfunktionalen Wirtschafts- und Finanzsystems wird wohl ein längerer schmerzhafter Prozess. Er könnte von einer Eskalation militärischer Konflikte begleitet werden. Auch wer den Optimismus noch nicht ganz verloren hat, sollte sich robust gegenüber unterschiedlichsten Szenarien aufstellen. Jetzt sind resiliente Anlagestrategien gefragt.