Anfang Juli lancierte die Nürnberger UmweltBank einen eigenen börsengehandelten Indexfonds. Der Umweltbank UCITS ETF – Global SDG Focus investiert global in Unternehmen, die einen positiven Beitrag im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leisten. Dabei werden auch strenge und umfangreiche Ausschlusskriterien angelegt. Er ist damit der erste wirkliche Impact-ETF, der nach EU-Offenlegungsverordnung die Kriterien des Artikel 9 erfüllt. Nach der neuen FNG-Klassifikation kann der Fonds als „impact aligned investment“ gelten.
Breite Streuung – Konsistente Anlage
Der dem Fonds zu Grunde liegende Index wurde nach Vorgaben der UmweltBank von der Frankfurter Index-Schmiede Solactive entwickelt. Trotz der sehr strengen Ausschlusskriterien und Impact-Vorgabe enthält das Anlageuniversum des Index über 1.000 Titel.
Die Gewichtung nach Ländern ist zwar recht USA-lastig, aber nicht ganz so stark wie der MSCI World. Im Portfolio befinden sich kleine, mittelgroße und große Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Auch viele chinesische Firmen finden sich im Portfolio, wobei die Nachhaltigkeitstandards hier noch etwas strenger angelegt werden, als bei ihren westlichen Pendants.
Als die aktuell wichtigsten Nachhaltigkeitsziele nennt die UmweltBank u.a. „Gesundheit und Wohlergehen“, „bezahlbare saubere Energie“, „weniger Ungleichheit“ sowie „Nachhaltige Städte und Gemeinden“. Unternehmen benötigen einen bestimmten SDG-Score, um in den ETF aufgenommen zu werden.
Diese Nachhaltigkeitsbewertungen wiederum stammen von der Ratingagentur ISS, an der die Deutsche Börse AG in 2020 eine 80-prozentige Mehrheitsbeteiligung übernommen hatte. Sie gehört zu einem der weltweit renommiertesten Anbieter von ESG-Daten und Research.
Überschaubare Kosten
Mit etwa 0,8% jährlichen Kosten liegt der Fonds deutlich unter gängigen aktiven Nachhaltigkeitsfonds, jedoch über den bereits bisher verfügbaren ETF’s mit Nachhaltigkeitsanspruch. Angesichts
der Alleinstellungsmerkmale scheint uns das jedoch vertretbar. Möglicherweise sinken die
Kosten auch noch mit zunehmendem Volumen.
Index nur ausschnittshaft investiert
Dass der UmweltBank ETF weltweit in 1.128 Unternehmen investiert, wie das Onlineportal Ecoreporter jüngst meldete, muss allerdings bezweifelt werden. Etliche Titel sind nicht immer im erforderlichen Umfang handelbar. Schon das im Fondsprospekt beschriebene halbjährliche Rebalancing* der Anlage wäre zu kostenträchtig.
Es werden zwar tatsächlich Aktien der Unternehmen gekauft und nicht nur Derivate, welche die Wertentwicklung des Index imitieren. Insofern handelt es sich nicht lediglich um eine synthetische Replikation ohne wirklichen Einfluss (Impact) auf die Realwirtschaft.
Der Fonds greift dabei aber auf die Methode des sogenannten „Samplings“ zurück. Dabei investiert der Fonds eben nicht in alle im Index enthaltenen Titel, sondern kann ausschnittshaft die wichtigsten oder liquidesten auswählen, die potenziell den größten Einfluss auf das Index-Ergebnis haben.
Trotz dieses Mankos scheint uns der Fonds einen Versuch Wert, zumal die von uns bisher empfohlenen Indexfonds Ethius Global Impact oder Bantleon Global Challanges Index auch auf einer nur sehr überschaubaren Titelauswahl basieren. Das trifft auf den FutureFest Equity SDG ebenfalls zu. Sie alle haben mit einer überdurchschnittlich hohen Volatilität zu kämpfen.
Fazit
Aus unserer Sicht ist es aktuell überhaupt der einzige börsengehandelte Indexfonds, der Nach-haltigkeitskriterien konsistent umsetzt und nicht unter Greenwashing verbucht werden muss.
Dass bei Unternehmen aus Schwellenländern ein wesentlich höherer SDG-Gesamtscore als Bedingung zur Inklusion in den Index festgelegt wurde erscheint uns allerdings kaum nachvollziehbar. Das führt zu einem Bias zugunsten westlicher Unternehmen und sollte überdacht werden.
Ob er auch hinsichtlich Wertentwicklung einem Vergleich Stand hält muss sich noch zeigen. Jedenfalls ist es der erste ETF, den wir grundsätzlich empfehlen können.
Bis zum Jahresende sollten sowohl die tatsächliche Titelauswahl als auch die Wertentwicklung des Index greifbarer geworden sein. Solange empfehlen wir Interessenten auf bewährte Fonds zurück zu greifen. ETF-Fans haben zumindest erstmals Zugriff auf einen wirklichen Impact-ETF.
* Unter Rebalancing versteht man die regelmäßige Wiederherstellung der Gewichtung einzelner Anlagen.